Zuletzt aktualisiert am 20. Februar 2021 von tirolturtle
Kortison bei Arthrose. Hast du diese Behandlungsmöglichkeit bei Gelenkschmerzen schon ausprobiert? Ich schon. Man sollte sich aber bewusst sein, dass es Risiken gibt.
Kortison bei Arthrose. Das ist eine Behandlungsmöglichkeit, die ich bereits ausprobiert habe. Meine persönlichen Erfahrungen mit Infiltrationen in das Daumengelenk, habe ich in Form von zwei Blogbeiträgen festgehalten.
Zum einen habe ich vor Ort in Innsbruck bei einem Facharzt für Orthopädie Infiltrationen mit Kortison erhalten. Bei einem weiteren Facharzt und Knorpelspezialist in Wien habe ich eine Infiltration bzw. Kombination aus Kortison und Hyaluronsäure getestet.
Wie diese Infiltrationen geholfen haben, wie schmerzhaft sie waren und wie lange die Wirkung angedauert hat, kannst du in den verlinkten Blogbeiträgen nachlesen.
Arthroseschmerzen behandeln: Sind Infiltrationen schmerzhaft?
Arthrose Betroffene unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Sie sind an unterschiedlichen Regionen des Körpers von Arthrose betroffen. Sie können an einem oder mehreren Gelenken betroffen sein. Der Arthrosegrad sagt dabei oft wenig über Schmerzen aus.
Eine hochgradige Arthrose kann, muss aber nicht starke Schmerzen auslösen. Genausowenig wie festgeschrieben steht, dass eine weniger auffällige Bildgebung für ebenso wenig Schmerzen steht. So individuell Arthrose Beschwerden sind, so individuell sind auch die Maßnahmen, die Betroffene anwenden können.
Dazu habe ich den Begriff der ©Blumenstrauss Therapie etabliert. Zu meinem ganz persönlichen Blumenstrauss zählen neben Bewegung, Ernährung, ergotherapeuthischen Übungen, Kälte- und Wärmetherapien, Einnahme der Gewürzmischung Kurkuma-Kreuzkümmel-Koriander, auch Infiltrationen.
Doch diese Infiltrationen fanden stets mit Maß und Ziel. Höchstens einmal im Jahr, die letzte erhielt ich 2017. Insgesamt habe ich viermal infiltriert.
Kortison bei Arthrose: Die Berichterstattung über die Risiken häuft sich
In letzter Zeit fällt mir bei meinen Recherchen zum Thema Arthrose verstärkt auf, dass immer häufiger über das Risiko von Kortison Infiltrationen bei der Behandlung von Gelenkschmerzen berichtet wird.
Aktuell geht es in der TV-Sendung NDR Visite vom 7. Jänner 2020 um die Themen:
Gelenkschmerzen behandeln: Vorsicht mit Kortison
Im Beitrag nehmen dazu Experten im Video und im Studio Stellung. Aufgezeigt werden die Risiken bei Kortison Infiltrationen und welche folgenschweren Ausmaße eine solche Behandlung in vereinzelten Fällen haben kann.
Doch helfe die Therapie meist nur kurz und könnte Nebenwirkungen haben. Im NDR-Artikel vom 7.01.2020 von Tilman Hassenstein heißt es dazu:
Gelenkverschleiß an Knien, Schultern oder in den kleinen Gelenken der Wirbelsäule kann jede Bewegung zur Qual machen. Nicht selten schlagen Ärzte dann vor, die Beschwerden mit einer Kortisonspritze ins Gelenk zu behandeln, um eine mögliche Entzündung zu stoppen und dadurch die Schmerzen zu lindern. Doch die Behandlung mit Kortison ist umstritten und kann Nebenwirkungen haben.
Bei einer von 75 Injektionen an der Wirbelsäule kommt es Experten-Schätzungen zufolge zu einer bakteriellen Infektion, die das Gelenk zerstören kann. Jeder 1.000. Patient erleidet demnach sogar schwere Komplikationen bis hin zu Lähmungen.
Grundsätzlich können bei jeder Injektion Bakterien von der Hautoberfläche in den Körper gelangen, denn alle Desinfektionsmaßnahmen können nur für ein keimarmes Milieu sorgen, eine komplette Keimfreiheit ist nicht möglich. Kortison erhöht darüber hinaus das Infektionsrisiko, da es die körpereigenen Abwehrkräfte senkt. So können sich Bakterien leichter ausbreiten und im Gelenk festsetzen.
Kortison bei Arthrose: betroffene Patienten berichten
Ich habe immer wieder solche Spritzen gekriegt. Und das hat dann kurzfristig geholfen. Aber so richtig toll war das auf Dauer nicht. Und nach einer dieser Spritzen bekam ich dann diese wahnsinnigen Schmerzen.
- Der Verdacht auf eine bakterielle Gelenkinfektion stellt eine Notfall-Situation dar
- Wird eine Gelenkinfektion zu spät behandelt, können schwere Gelenkschäden entstehen
- wenn es zu einer Infektion des Gelenks kommt, kann das Gelenk vollständig zerstört werden
- Injektionen mit Kortison erhöhen das Risiko, weil es die Abwehr schwächt
- Kortison hemmt das Immunsystem und verhindert, dass die Immunabwehrzellen die Bakterien frühzeitig angreifen und vernichten können.
- Die Kombination von Kortison und Bakterien begünstigt eine schnelle Entwicklung der Gelenkinfektion.
- Wichtig ist es zu vermeiden, dass mit der Kortisonspritze das Gelenk kontaminiert wird. Daher sind OP-Bedingungen mit Sterilisation wichtig, wenn man Kortison Injektionen verabreicht.
- Neben unmittelbaren Folgen wie einer Gelenkinfektion kann es auch langfristig zu Schäden am Gelenk kommen
- Beispielsweise durch Änderung des Knorpels in seiner Struktur und Dicke.
- Auch die Knochenstruktur kann bei wiederholten Injektionen Schaden nehmen.
Der NDR-Visite Bericht verweist auch auf die Zielgenauigkeit. So muss die Spritze zielgenau gesetzt werden, was beim Kniegelenk „am einfachsten“ sei. Bei Schulter und Hüfte werde die Prozedur schwieriger. In der Wirbelsäule ist nur unter Röntgenkontrolle möglich. Auch wird der Nutzen von Kortison bei Arthrose und Gelenkschmerzen infrage gestellt. Im O-Ton heißt es dazu:
Kortisonspritzen haben langfristig keinen Nutzen bei Gelenkschmerzen, wie Experten sagen. Sie lindern die Beschwerden höchstens für ein paar Wochen – und das auch nur, wenn tatsächlich eine Entzündung im Gelenk vorliegt. Gegen verschleißbedingte Schmerzen ist Kortison dagegen wirkungslos.
Zudem wird im Beitrag auf eine Studie verwiesen, die gezeigt habe, dass Kortison den Gelenkknorpel nicht schützt, sondern den Abbau offenbar beschleunigt. Im O-Ton heißt es dazu:
Den Teilnehmenden der Studie wurde mehrfach entweder Kortison oder eine Kochsalzlösung ins Knie gespritzt. Nach zwei Jahren ging es den mit Kortison behandelten Patienten kaum besser, sie hatten aber mehr Knorpelmasse verloren als die Kontrollgruppe, der Kochsalz gespritzt worden war.Auch wenn der Zusammenhang durch weitere Studien bestätigt werden muss, nahmen viele Ärzte das Ergebnis zum Anlass, bei Rückenschmerzen nur noch Schmerzmittel zu spritzen und auf Kortison zu verzichten.
Ergänzend dazu empfiehlt sich als Lektüre ein Artikel vom Ärzteblatt. Abschließend wird im NDR Visite-Bericht zusammengefasst, was Experten bei Gelenkschmerzen raten:
Bei Gelenkschmerzen raten Experten dazu, so lange wie möglich mit Schmerzmitteln zu arbeiten und durch eine gezielte Krankengymnastik die Beweglichkeit des Gelenks und die stützende Muskulatur zu fördern.
Erst wenn eine Entzündung im Gelenk nachweisbar ist und die Übungen beeinträchtigt, kann eine vorübergehende Kortisontherapie tatsächlich sinnvoll sein, um die Beweglichkeit wiederherzustellen.
Dieser Expertenmeinung schließe ich mich an. Bis heute komme ich in der Behandlung meiner Rhizarthrose Schmerzen in der Regel ohne Schmerzmittel aus. Nur einmal musste ich bisher für wenige Tage ein Schmerzmittel einnehmen.
Die Infiltrationen haben mir in akuten Phasen, begleitet von starken Schmerzen sehr gut geholfen. Auch mit der Wirkungsdauer war ich zufrieden. Die bemängelte kurze Haltbarkeit stimmt allerdings. Aber das war mir schon zuvor bewusst.
Wenn du also deinen Blumenstrauss mit Kortison Infiltrationen ergänzen willst oder musst, weil andere Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind, dann wirst du diese Entscheidung in der vertrauensvollen ärztlichen Absprache treffen.
Persönlich denke ich, dass der Leidensdruck dabei eine Rolle spielt. So drückt es auch Orthopäde Prof. Oliver Dierk von der Schön Klinik in Hamburg Eilbek im Interview im NDR Visite-Studio aus:
Man sollte Kortison nicht generell verteufeln. Es ist ein Medikament, dass sehr potent gegen starke Schmerzen wirken kann, wenn man es richtig und vorsichtig anwendet. Die Patienten kommen mit hohem Leidensdruck und fordern zu Recht eine Therapie, die möglichst schnell wirkt. Aber das besondere Nebenwirkungsspektrum sollte immer abgewogen werden, bei dem Schmerzniveau mit dem man kommt.
Es gibt immer wieder Fälle, wo Kortison das Mittel der Wahl darstellen sollte. Man geht bei der Behandlung von einem Patienten eine Leiter nach oben. Jede Sprosse entspricht einer Therapiestufe. Die sollte mit den Beschwerden übereinstimmen.
Eine leichte Arthrose, wie im Beitrag erwähnt, sollte nicht gleich mit einem Medikament der letzten Sprossenstufe einer Leiter versorgt werden. Keiner würde oben anfangen draufzusteigen. Man fängt an mit kleineren Maßnahmen, z.b. Nahrungsergänzungsmittel bei Arthroseschmerz, Power-Gewürze, Physiotherapie, Bandagen, Bewegung, Krankengymnastik.
Tritt eine Infektion am Gelenk nach Kortison Injektion auf, rät Prof. Dierk zum sofortigen Handeln. Rötungen, Schwellungen, Fieber seine dafür Anzeichen. Auftreten kann eine Infektion nach den ersten sieben bis vierzehn Tagen.
Aus meinen persönlichen Erfahrungen mit Kortison Infiltrationen bei Arthrose, kann ich sagen, dass diese zum damaligen Zeitpunkt nötig waren und mir auch geholfen haben.
Es gab keine Infektion des Gelenks und keine Beschwerden. Außer, dass die Infiltrationen in das schmale Daumensattelgelenk ziemlich schmerzhaft waren.
Mein Fazit aus meinen persönlichen Erfahrungen und meinen Recherchen…
… sowie inhaltlichen Auseinandersetzung mit Beiträgen wie der von NDR Visite lautet folgendermaßen: Sollten meine Beschwerden in den Daumen- und Fingergelenken so bleiben wie sie sind, wird keine Injektion mehr nötig sein.
Sollte sich wider Erwarten eine Entzündung oder starke Schmerzen einschleichen, würde ich eine Eigenfett- oder eine Eigenblut- Therapie (Platelet-Rich-Plasma) in Betracht ziehen.
Zu den modernen Behandlungsmethoden von Arthrose habe ich Prof. Dr. Stefan Marlovits vom Knorpelzentrum Wien in einem Interview ausführlich befragt.
Ein künstliches Daumengelenk würde ich persönlich erst dann in Betracht ziehen, wenn langfristige Ergebnisse für die Haltbarkeit vorliegen oder neue Materialien und Methoden für kleine Gelenke entwickelt werden. Eine mir vom Handchirurgen empfohlene Resektionsarthroplastik kommt derzeit für mich nicht infrage.
Hinweis: Die hier geteilten Informationen sollen zur Stärkung der persönlichen Gesundheitskompetenz beitragen, ersetzen aber in keinem Fall die ärztliche Diagnose, Beratung und Behandlung.
Foto: Adobe Stock
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