Ist es Arthrose? Ist es Rheuma?
Rhizarthrose

Wenn die Finger schmerzen: Ist es Arthrose oder ist es Rheuma?

Werbung
Ötztal Arthrose Campus

Wenn die Finger schmerzen, steckt oft mehr dahinter als bloße Abnützung. Zwischen Arthrose, Arthritis und Co. liegt die Herausforderung, genau hinzuschauen.

Es beginnt oft leise: ein Glas, das sich schwerer öffnen lässt, ein Reißverschluss, der nicht mehr so geschmeidig geht. Finger, die steif wirken, schmerzen oder sich nicht mehr so bewegen lassen, wie man es gewohnt ist.

Was steckt dahinter?

Fingerbeschwerden gehören zu den häufigsten Symptomen im Alltag – und doch sind sie medizinisch nicht immer leicht einzuordnen.

Arthrose, Rheuma, Polyarthritis? Die Begriffe sind schnell genannt, doch die genaue Diagnose ist oft alles andere als einfach.

Die Hand ist – anders als etwa das Knie – ein komplexes System aus vielen kleinen Gelenken, Sehnen, Bändern und Nerven.

Und genau deshalb treten hier auch unterschiedlichste Erkrankungen auf. Während man beim Knie häufig relativ klar von einer Arthrose ausgehen kann, sind die Ursachen bei der Hand oft vielfältig und ineinander verwoben.

Typisch für eine Arthrose ist ein schleichender Beginn: Die Finger schmerzen bei Belastung, fühlen sich morgens etwas steif an, und mit der Zeit kann es zu knöchernen Veränderungen kommen.

Rheumatoide Arthritis hingegen ist entzündlich bedingt – und macht sich häufig durch geschwollene, überwärmte Gelenke bemerkbar. Besonders morgens fällt das Aufwachen schwer: Die Hände fühlen sich wie „eingerostet“ an und brauchen oft mehr als eine Stunde, um wieder in Gang zu kommen.

Dazu kommen andere Erkrankungen, die sich an der Hand bemerkbar machen können:

  • 
Psoriasis-Arthritis, oft verbunden mit Schuppenflechte
  • Morbus Dupuytren, eine Bindegewebserkrankung mit Verhärtungen in der Hohlhand
  • oder Sehnenscheidenentzündungen, die ebenfalls zu Bewegungseinschränkungen führen können.

Was diese unterschiedlichen Krankheitsbilder verbindet: Sie lassen sich – zumindest am Anfang – schwer auseinanderhalten. Umso wichtiger ist es, genau hinzuschauen und bei anhaltenden Beschwerden nicht allzu lange zu warten.

Wenn die Finger schmerzen: Ein genauer Blick macht den Unterschied

Schmerzen in den Fingern, Steifheit am Morgen oder ein Ziehen bei jeder Bewegung – oft ist unklar, woher die Beschwerden kommen. Zwei häufige, aber sehr unterschiedliche Ursachen sind Arthrose und rheumatoide Arthritis.

Arthrose ist in erster Linie ein Verschleiß. Die Gelenkknorpel werden mit der Zeit dünner, der Abstand zwischen den Knochen kleiner – Reibung entsteht. Typisch ist, dass die Schmerzen bei Belastung auftreten. In Ruhe wird’s oft besser. Die Gelenke können sich im Laufe der Zeit auch sichtbar verändern: knöcherne Verdickungen, manchmal ein leichtes Knacken, eingeschränkte Beweglichkeit.

Rheumatoide Arthritis funktioniert ganz anders. Hier greift das Immunsystem das Gelenk an – genauer gesagt: die Gelenkinnenhaut. Die Folge: Entzündung. Schmerzen, Schwellungen, Überwärmung – oft gleich in mehreren Fingern, symmetrisch. Besonders typisch: die Morgensteifigkeit.

Manche Patienten haben sowohl eine Arthrose der Fingerendgelenke und eine rheumatoide Arthritis der Grundgelenke – oder Symptome, die keinem klaren Bild folgen. Deshalb ist eine gute, differenzialdiagnostische Abklärung entscheidend.

Wenn die Finger schmerzen – andere Ursachen für Beschwerden in der Hand

Nicht immer ist es klar „Arthrose“ oder „Rheuma“. Es gibt eine ganze Reihe von Erkrankungen, die ebenfalls an der Hand auftreten – manche ähneln der Arthrose, andere zeigen sich ganz anders.

  • Psoriasis-Arthritis: Diese Form tritt bei Menschen mit Schuppenflechte auf. Die Gelenke entzünden sich, oft asymmetrisch. Typisch: der sogenannte „Wurstfinger“.
  • Morbus Dupuytren: Kein Schmerz, aber Veränderung. Knotiges Bindegewebe zieht die Finger langsam in die Beugung – funktionell sehr einschränkend.
  • Tendovaginitis: Ziehende Schmerzen entlang der Sehnen, meist durch Überlastung. Sitzt nicht im Gelenk, sondern entlang der Sehne. Frühzeitig erkannt, gut behandelbar.

Bei entzündlichen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis hat sich in den letzten Jahren viel getan. Moderne Medikamente – sogenannte DMARDs – können das Fortschreiten der Krankheit deutlich verlangsamen. Siehe Erklärung: Disease-modifying anti-rheumatic drug

Werbung
Ötztal Vital Arthrose-Wochen

Im Podcast „Hörgang“ von Springer Medizin gemeinsam mit der Meduni Wien spricht Rheumatologe Univ.-Prof. Dr. Daniel Aletaha über genau diese Fortschritte.

Bei Arthrose fehlen solche krankheitsmodifizierenden Mittel noch. Aber auch hier passiert viel – von physikalischer Therapie über multimodale Reha bis hin zu neuer Forschung.

Medmedia und das Rheuma Magazin bieten dazu fundierte Artikel:

Auch zur erosiven Handarthrose (EHOA) gibt es neue Erkenntnisse: Entzündungsprozesse und Biomarker spielen eine größere Rolle als gedacht.
Und: Eine aktuelle Studie beschreibt sogar den Zusammenhang zwischen Darmpermeabilität und Handarthrose.

Polyarthrose oder Polyarthritis – viele Gelenke, viele Unterschiede

Polyarthrose bedeutet: mehrere Gelenke, überwiegend Fingerend- und -mittelgelenke, sind von Verschleiß betroffen. Langsam, schleichend, ohne Entzündung.

Polyarthritis dagegen ist entzündlich. Sie betrifft mehrere Gelenke systemisch – häufig als rheumatoide Arthritis. Die Gelenkinnenhaut entzündet sich, Schwellungen und Schmerzen folgen. Ohne Behandlung kann es zur Zerstörung des Gelenks kommen.

Was können Patienten tun? Egal ob Arthrose oder Arthritis – es gibt Möglichkeiten, aktiv zu werden.

  • Bei entzündlichen Beschwerden: rasch rheumatologisch abklären lassen.
  • Bei Arthrose: in Bewegung bleiben, gelenkschonend trainieren.

Hilfreich sind oft:

  • Ergotherapie und Handtraining
  • Paraffinbäder
  • Aufklärung über die eigene Erkrankung

Was nicht hilft: Abwarten, schönreden oder alles auf das Alter schieben. Besser ist: frühzeitig handeln!

Lesetipp: Was tun bei Heberdenarthrose, Bouchardarthrose und Rhizarthrose?

Rhizarthrose Bouchardarthrose und Heberdenarthrose: was tun?

Eine persönliche Perspektive auf das Thema Handarthrose – inklusive der Graubereiche zwischen Diagnose, Funktionseinschränkung und Mitwirkungsgrad – findest du hier:

Graubereich Handarthrose und Mitwirkungsgrad bei Arthrose!

TV-Tipp: Die Sendung Visite (NDR) widmete sich ebenfalls dem Thema Finger- und Gelenkschmerzen. Was hinter steifen Fingern stecken kann – und welche Therapien helfen – zeigt dieser Beitrag: Steife Finger, schmerzende Gelenke – was hilft?

Wenn die Hand im Fokus steht – Eindrücke von der 41. Rheumatagung in Saalfelden

Ich durfte als Herausgeberin des Arthrose Magazins „Tirolturtle“ und als Gründerin von arthro.forum.austria an der 41. Rheumatagung in Saalfelden teilnehmen – eingeladen vom Ludwig Boltzmann Institut für Arthritis und Rehabilitation.

Die Tagung fand im Reha-Zentrum Saalfelden statt und wurde vom LBI gemeinsam mit der Pensionsversicherung (PV), der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie & Rehabilitation (ÖGR) sowie der Ärztekammer für Salzburg veranstaltet.

Im Mittelpunkt: die rheumatischen Erkrankungen der Hand, ihre Diagnose, Therapie – und vor allem ihre Bedeutung im klinischen Alltag.

Auf den Fotos: Gesundheitsjournalistin Barbara Egger-Spiess, Organisatorin Priv.-Doz. Mag. Dr. Bibiane Steinecker-Frohnwieser, PVA-Chefärztin Dr.in Monika Mustak-Blagusz, Rheumatologin Dr. Astrid Maria Schmidt, Peter Hübler TRB Chemedica Austria …

Prim.  Dr. Martin Pelitz, ärztlicher Leiter des Reha-Zentrums Bad Hofgastein, gab spannende Einblicke in die handspezifische Rehabilitation. In seinem Vortrag betonte er die besondere Denkweise, mit der in der modernen Reha gearbeitet wird – individuell, interdisziplinär und mit einem klaren Ziel: Funktion erhalten, Selbstständigkeit fördern, Lebensqualität verbessern.

Besonders interessant war die Beschreibung der Reha-Praxis bei Handarthrosen wie Rhizarthrose, Heberden- oder Bouchard-Arthrose. Patient:innen erhalten dort 2.400 Therapieminuten – aufgeteilt auf aktive und passive Maßnahmen, Einzel- und Gruppentherapien sowie Schulungen. Wie sich diese Reha konkret anfühlt, schildert eine betroffene Patientin sehr anschaulich in diesem Handarthrose-Erfahrungsbericht aus Bad Hofgastein.

Die Fortbildung selbst war hervorragend organisiert – Priv.-Doz. Mag. Dr. Bibiane Steinecker-Frohnwieser, Senior Scientist am LBI, leitete durch das wissenschaftliche Programm.

Der Bogen spannte sich von Rückenschmerz in der Rheumatologie bis zum Themenblock „Knoten & Verdickung“ – ein interdisziplinärer Blick darauf, was Hände über rheumatische Erkrankungen verraten können.

Ein besonderes Highlight war der Vortrag von Prim. Dr. Wolfgang Halder, Abteilungsleiter für Innere Medizin und Akutgeriatrie am LKH Hochzirl zum Thema, die Hand als diagnostischer Spiegel. Sein Titel: „Küss die Hand – ein galanter Weg zur Diagnose rheumatischer Erkrankungen“. 

Hinweis: Die hier geteilten Informationen sollen zur Stärkung der persönlichen Gesundheitskompetenz beitragen, ersetzen aber in keinem Fall die ärztliche Diagnose, Beratung und Behandlung.

Foto: Shutterstock KI

Previous Post Next Post

You Might Also Like

No Comments

Leave a Reply

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner