Zuletzt aktualisiert am 12. Oktober 2025 von tirolturtle
Schmerzende Knieprothese und Arthrofibrose: Was können Betroffene tun, wenn es trotz neuem Knie nicht rund läuft und die Schmerzen zurückkehren. Expertenrat von Priv. Doz. Dr. Ralf Rosenberger.
Eine schmerzende Knieprothese und Arthrofibrose sind zwei wichtige Aspekte, wenn es nach dem Einbau eines künstlichen Kniegelenks Komplikationen gibt. Denn beides sind Komplikationen, die nach einer Gelenkersatz-OP auftauchen können.
Für betroffene Patienten stellen eine schmerzende Knieprothese, eine Arthrofibrose oder gar eine Kombination aus beiden, eine große Herausforderung dar.
Schließlich sollte ein neues Knie altes Leiden beenden. Sitzt die neue Knieprothese nicht richtig, oder entzündet sich das Narbengewebe, kann das erneut zu Schmerzen, Schwellungen und nicht unerheblichen Bewegungseinschränkungen führen.
Die größte Herausforderung ist, zu erkennen, worin das Problem genau liegt. Führt die Arthrofibrose – das ist die überschießende Vermehrung von Bindegewebszellen und Narbenbildung nach operativen Eingriffen – zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen?
Oder liegen die Schmerzen und Beeinträchtigung der Beugung und Streckung des Knies an der nicht richtig sitzenden Knieprothese? Das kann der Laie selbstverständlich nicht beantworten. Dazu benötigt es die sorgfältige ärztliche Expertise.
Auch im österreichischen Arthrose Forum kommt das Thema schmerzende Knieprothese und Arthrofibrose vor.
Das liegt daran, dass die Herausgeberin des Arthrose Magazins Tirolturlte und Gründerin des Arthrose Forum Austria, Barbara Egger-Spiess, 2019 einen Artikel zum Thema Arthrofibrose am Knie behandeln und heilen, veröffentlicht hat.
Es geht in diesem Magazinbeitrag um ihren Mann, bei dem 2019 ein künstliches Kniegelenk eingesetzt hat und sich anschließend eine Arthrofibrose entwickelt hat.
Erste Anzeichen für Arthrofibrose tauchten während einer dreiwöchigen Reha nach der OP auf, der Zustand des Gewebes rund um das operierte Knie verschlechterte sich zusehends. Die Arthrofibrose führte schließlich zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Das Knie war ständig geschwollen und heiß.
Arthrofibrose-Patient Erich Spiess ist es schließlich gelungen, mit einem von Gelenkexperte Priv-.Doz. Dr. Ralf Rosenberger festgelegten ganzheitlichen und individuell angepassten Behandlungsprotokolls, die Arthrofibrose in den Griff zu bekommen.
Schmerzende Knieprothese und Arthrofibrose: Betroffenene berichten
Das Thema schmerzende Knieprothese und Arthrofibrose hat bei den Leser*innen großes Interesse erzeugt, wie die Klickzahlen zeigen. Auch die Beitrittsanfragen von Arthrofibrose-Betroffenen für das österreichische Arthrose Forum steigen.
Um dem Bedarf an Informationen und Wunsch nach Austausch über das Thema nachzukommen, gibt es hier einen Einblick in das Arthrose Forum und was dort zum Thema Arthrofibrose diskutiert wird.
Betroffenen-Bericht 1 (Jean-Marie Humartus)
Guten Morgen alle zusammen, ich bin 53 Jahre bin wohnhaft in Belgien und habe mich am 16.5.2018 einer Knie-Tep links unterzogen. Leider diagnostizierte der Arzt drei Wochen nach meiner OP eine Arthrofibrose. Nach fast 100 Sitzungen in der Reha einschließlich Wassergymnastik, jedoch ohne Erfolg, habe ich die Reha abgebrochen.
Zur Zeit habe nur noch in der Biegung knapp 70 Grad und in der Streckung 30 Grad. Zusätzlich erschwert eine seit 1986 diagnostizierte Colites ulcerosa (Chronische-entzündliche Darmerkrankung) das ganze beim Einnehmen von Schmerzmittel usw. Mittlerweile habe ich mir die Meinung bei zwei anderen Orthopäden gefragt.
Was jetzt noch hinzukommen, alle beide vermuteten das ein Teil der Knieprothese falsch ist. In der Uniklinik in Leuven (Belgien) schlägt man mir eine erneute OP vor die natürlich durch die Arthrofibrose ein Risiko darstellt. Sie würden die Kreuzbänder durchtrennen um die Streckung wieder zu erreichen und die Knieprothese durch eine spezielle Kombinierte-Prothese ersetzen.
Jedoch für die Biegung können sie mir keine großen Hoffnungen machen bedingt durch die Arthrofibrose. Gibt es jemand unter euch der mir da Erfahrungsgemäß weiterhelfen kann?
Betroffenen-Bericht 2
Hallo in dieser tollen Gruppe! Mir gehts genauso. Ich habe ebenfalls den Artikel von Frau Egger gelesen und mich deshalb in dieser Gruppe angemeldet! Viel über diese Krankheit zu wissen und sich mit Betroffenen auszutauschen – das macht Mut!
Nach einer Knie-TEP im Jänner 2019 entwickelte sich schon im Krankenhaus die Arthrofibrose. Es blieb leider unerkannt. Entlassung mit 45 Grad Beugung, Streckung 10 Grad. Die Schmerzen waren extrem, 6 Wochen viel Physiotherapie und zu Hause zusätzlich die Motorschiene… Durch eigene Recherchen erkannte ich bald, dass ich Arthrofibrose hab.
Ein Spezialist in Deutschland hat dies im März 2019 dann auch bestätigt. Danach machte ich die komplette Therapie nach seinem Schema. Entsprechende Medikamente, aber vor allem Ruhe fürs Knie, häufig Osteopathie, KEINE Motorschiene mehr, haben das Gelenk nun endlich zur Ruhe kommen lassen. Mit Hilfe des Osteopathen konnte ich die Schmerzmittel auch drastisch reduzieren!!
Mittlerweile mache ich auch wieder Physiotherapie, allerdings nur für alle Nachbargelenke!! Nicht direkt am Knie!!
Parallel zu alldem werde ich von einem Arzt auch noch ganzheitlich homöopathisch behandelt um den Körper widerstandsfähiger zu machen.Da die Temperatur des Knies nun nach mehr als einem Jahr definitiv weniger geworden ist, aktuelle Beugung ca 35 Grad / Streckung 7 Grad, wird kommende Woche vorsichtig Gewebe aus dem Knie entnommen und auf die Zellaktivität hin untersucht. Falls das fibrotische Gewebe kaum mehr aktiv ist, werden wir im Frühling versuchen das Gewebe zu lösen. Ziel wäre irgendwann wieder 90 Grad Beugung um unbeschwerter sein zu können.
Betroffenen-Bericht 3
Guten Tag, vielen Dank für die Aufnahme. Ich heiße Matthias, bin 28 Jahre alt. Ich war immer sehr sportlich (Leistungssportler). Doch dann 12/2019 Knie-Athroskopie (Meniskusabriss – ein Teil wurde entfernt).
Seit dem leide ich sehr an den Folgen dieser eigentlich kleinen OP. Es hat sich eine Arthrofibrose entwickelt (übermäßige Ausbildung von Bindegewebe rund um die Patella, welches zu Bewegungseinschränkungen führt.
Ich bin sehr frustriert, weil kaum ein Arzt diese Erkrankung kennt und mir bisher keiner wirklich helfen konnte. Hat von euch jemand Erfahrung ? Bin über alle Tipps dankbar!
Betroffenen-Bericht 4
Nach neun Monaten kann ich sagen, die Behandlung ist abgeschlossen! Mein Dank geht an den wundervollen Dr Ralf Rosenberger in Innsbruck, der aus einem Knie, das ungefähr für nichts mehr zu gebrauchen war, wieder ein funktionsfähiges Knie gemacht hat.
Kurz zu meiner Geschichte…
Im Januar 2021 habe ich mich auf der Skipiste lang gemacht und habe mir dabei das Kreuzband knöchern ausgerissen. Dies wurde aber durch verschiedene Umstände erst ca. zwei Wochen später herausgefunden.Aufgrund der Coronasituation zu der Zeit wurde ich dann erst Ende Januar in Wesel operiert. Mit drei Schrauben mehr im Körper durfte ich dann wieder heim, sechs Wochen maximal 90 Grad Beugung und 20 kg Belastung hieß es.
Recht schnell merkte ich, dass ich nicht ansatzweise bis 90 Grad komme.
Da ich eine neue Stelle in Innsbruck antreten wollte, suchte ich mir natürlich auch dort einen Orthopäden und stieß auf die Praxis Ortho Unfall Tirol.
Die Diagnose war schnell da – Arthrofibrose – und bedeutete, nochmal ins Krankenhaus und in den OP. Im Mai 2021 war es dann so weit. Direkt nach der OP merkte ich das es deutlich besser war, kein Druck, keine Spannung etc.
Heute Ende September sitz ich hier, nachdem ich reiten war (was vor der 2. OP nicht möglich gewesen wäre) und bin einfach dankbar dafür, dass ich nach Innsbruck gezogen bin und Dr Rosenberger kennengelernt habe.
Betroffenen-Bericht 5
Erstmal, vielen Dank für die Aufnahme in der Gruppe! Ich heiße Lea, bin 19 Jahre alt und hatte vor ca. 2 Jahren eine MPFL- Plastik. Mir wurde, vereinfacht gesagt, also die Kniescheibe fixiert, damit sie nicht mehr dauernd rausspringt.
Aus der OP resultierten direkt eine Arthrofibrose und CRPS/Morbus Sudeck. Ich denke beide Krankheiten, werden hier bekannt sein. Nun habe ich schon zwei Krankenhaus Aufenthalte, zwei Rehas und zahlreiche Physiotherapien hinter mir. So viele, bis das Geld, für die Therapien ausging.
Nun habe ich schon große Fortschritte gemacht und habe, seit meiner OP, eine insgesamt Verbesserung der Beugung, von 65° und stehe dabei nun bei 120°, was ja allgemein als gesund gilt. Jedoch bin ich immer noch Arbeitsunfähig und daher, abhängig von Jobcenter.
In meiner zweiten Reha habe ich gar keine Fortschritte gemacht. Es würde vermutet, dass ich auf Stadium drei zugehe, in dem sich die einzigen Optionen aus einer OP oder dem Stillstand zusammensetzen. Das bin also ich und mein Zustand. Ich freue mich sehr auf den Austausch hier und hoffe, ich kann mit Tricks und Kniffs auch euch weiterhelfen.
Schmerzende Knieprothese und Arthrofibrose: Was hilft?
„Schmerzende Knieprothese und Arthrofibrose“ ist eine für den Laien äußerst diffizile Thematik. Es braucht dazu Aufklärung, Information und Wissen.
Priv. Doz. Dr. Ralf Rosenberger, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Spezialist für Arthrose, Arthrofibrose und Sportverletzungen, Praxis Ortho Unfall Tirol in Innsbruck und Belegarzt an der Privatklinik Hoch-Rum Sanatorium der Kreuzschwestern, erläutert den Betroffenen-Bericht 1 von Patien Jena-Marie Humartus mit medizinischer Expertise:
In vielen Fällen führt eine Implantation einer Knieprothese „außerhalb des Optimalbereichs“ zu dauerhaften Beschwerden, wiederkehrenden Knieschwellungen, Verwachsungen im Gelenk und damit verbundenen signifikanten Bewegungseinschränkungen.
Ohne jetzt die Röntgenbilder von ihrem Knie zu kennen, lese ich aus ihren Zeilen heraus, dass in ihrem Fall die Knieprothese wohl leider nicht ideal positioniert wurde.
Ich empfehle ihnen dringend einen Spezialisten für „schmerzhafte Knieprothesen“ aufzusuchen, der es versteht den klinischen Befund und die Röntgenbilder richtig zu korrelieren.
Laut Priv. Doz. Dr. Ralf Rosenberger sollten im geschilderten Fall (Betroffenen-Bericht 1) folgende Parameter u. a. im Röntgen sorgfältig bestimmt werden:
- Beinachse
- Komponentenachsausrichtung mit „Offset“bestimmung, Komponentengröße, Komponentenrotation
Beuge- und Streckspaltverhältnis - Höhe der Gelenklinie („Jointline“), Höhe der Kniescheibe in Relation zur Gelenklinie
- Größe und Führung („Patella Tracking“) der Kniescheibe
Diese Fragen gehören u. a. bei der klinischen Untersuchung beantwortet:
- Bewegungsumfang?
- Wo genau „sperrt es im Gelenk“: im Kniescheibenbereich? Zentral? Oberhalb der Kniescheibe? …
- Wie ist die Stabilität der Seitenbänder in den unterschiedlichen Bewegungsgraden?
- Ist das Kniegelenk überwärmt oder gerötet?
- Liegt Nachtschmerz, Bewegungsschmerz oder Klopfschmerz über den Komponenten vor?
- Ist Vollbelastung möglich? Wenn ja: wie weit ist die mögliche Gehstrecke?
Diese Parameter sollten u. a. laborchemisch bestimmt werden:
- Standardlabor mit Erhebung diverser Entzündungsparameter.
- Rheumalabor.
- Meist empfiehlt sich zusätzlich eine Punktion des Kniegelenks zur Feststellung, ob ein schleichender Infekt vorliegt.
- Nach Zusammenschau aller Befunde kann die mit dem Patienten abgestimmte individuelle Therapie festgelegt werden.
Wenn beschlossen wird, das Implantat zu wechseln, ist es entscheidend:
- alle etwaigen Fehler der Erstimplantation zu erkennen
- zu verstehen, wie beim Prothesenwechsel Fehler richtig herauskorrigiert werden
- eine optimale Arthrolyse an ihrem Kniegelenk durchzuführen
- das richtige Implantat auszuwählen
- die Physiotherapie – ev. kombiniert mit Osteopathie – gut abzustimmen
- die Arthrofibrose davor gut abzuklären, um eine medikamentöse Therapie in Hinblick auf ein erhöhtes Arthrofibrose-Risiko auszurichten
Wie es Jean-Marie Humartus weiter ergangen ist und wie die schmerzende Knieprothese und Arthrofibrose, in Tirol erfolgreich behandelt wurde, wird im Artikel Schraubstockgefühl nach Knie-TEP: erfolgreich in Tirol behandelt beschrieben.
Für weitere Fragen bzw. Konsultationen zu einer schmerzenden Knieprothese oder Arthrofibrose, steht Priv. Doz. Dr. Ralf Rosenberger in seiner Praxis für ganzheitliche Bewegungsmedizin zur Verfügung.
Die Kontaktdaten sind: OrthoUnfall Tirol
Klostergasse 4 in 6020 Innsbruck / Tel. unter der Tel. Nr. +43 664 36 400 67
Hinweis: Die hier geteilten Informationen sollen zur Stärkung der persönlichen Gesundheitskompetenz beitragen, ersetzen aber in keinem Fall die ärztliche Diagnose, Beratung und Behandlung.
Fotos: Ortho Unfall Tirol, Adobe Stock









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