Knorpel Kompetenz Netzwerk Peter Herrchen
Arthrose

Knorpel Kompetenz Netzwerk: Neue Initiative im Nachbarland

Zuletzt aktualisiert am 14. März 2021 von tirolturtle

Knorpel Kompetenz Netzwerk: Um Arthrose frühzeitig zu behandeln, sind anerkannte wissenschaftliche Therapien nötig. Ein Gastbeitrag meines Bloggerkollegen Peter Herrchen.

Das KnorpelKompetenzNetzwerk e.V. wurde 2018 in Deutschland gegründet. Einige Jährchen länger kenne ich nun schon Peter Herrchen. Wir haben uns über die sozialen Medien sprich Facebook kennengelernt.

Peter Herrchen ist Admin der größten deutschsprachigen digitalen Arthrose Selbsthilfegruppe TEPFIT-Fit mit künstlichen Gelenken (Hüfte und Knie) mit dem Fokus auf künstliche Gelenke. Meine österreichische Arthrose Selbsthilfegruppe Arthrose Forum Austria – Hilfe, Infos, Tipps konzentriert sich auf das Arthrose Selbstmanagement und so harmonieren unsere Gruppen und der grenzüberschreitende Austausch sehr gut.

Auch als Blogger ergänzen wir uns. Peter bloggt auf Endoprothese und Sport und ist Autor des Ratgebers Mut zur neuen Hüfte – Mut zum neuen Knie. Zudem war Peter auf meine Einladung als Gastredner bei der Österreich-Premiere des Arthrose Gesundheitsurlaubs dabei.

Was die Erfahrungen Peters mit Arthrose und künstlichen Gelenken anlangt, so sind diese für die Arthrose Community äußerst wertvoll. Der aktive Sportler blickt auf den Einbau zwei künstlicher Hüften und einer 2018 erfolgten Komplett-Revision – übrigens festgehalten in einem Revisions-Tagebuch – zurück.

Als selbst Betroffener, Blogger, Buchautor und Admin der TEPFIT-Facebookgruppe verfügt Peter über gute Kontakte und hat sich ein Netzwerk aufgebaut. So ist Peter Herrchen seit Februar 2020 Mitglied im deutschen KnorpelKompetenzNetzwerk e.V. und sagt darüber:

„Ich persönlich finde diese Initiative ganz hervorragend. Bietet sie doch aus meiner Sicht Möglichkeiten, Kompetenzen zur Erforschung der Knorpelzüchtung und Knorpelregeneration zu bündeln.“

„Und um in absehbarer Zeit hier neue Behandlungsmöglichkeiten für Arthrose-Betroffene zu schaffen und bereits heute, den oft vernachlässigten Ansatz einer ganzheitlichen Therapie anzubieten und den Patienten nicht alleine im Regen stehenzulassen.“ 

Das KnorpelKompetenzNetzwerk e.V.  halte ich für eine spannende Initiative. Um mehr darüber zu erfahren, und wie Arthrose Betroffene im gesamten deutschsprachigen Raum davon profitieren können, habe ich Peter Herrchen um einen Gastbeitrag für meinen Blog gebeten.

 

Knorpel Kompetenz Netzwerk - Arthrose Blogger

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit funktioniert unter uns Bloggern: Im Bild Peter Herrchen, Heidi Rauch – bloggt auf Titanhuefte.com und Autorin von Mut zur neuen Hüfte – Mut zum neuen Knie – und Österreichs Arthrose Bloggerin Barbara Egger/Tirolturtle

Knorpel Kompetenz Netzwerk – Gastbeitrag von Arthrose Blogger Peter Herrchen:

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie aus einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen der österreichischen Arthrose Bloggerin Barbara Egger und dem deutschen Arzt, Schmerzforscher Dr. Tobias Weigl und seinem YouTube Kanal Video-Visite, die Blumenstrauss Therapie als bildhafte Metapher hervorgegangen ist.

Gemeint ist damit einfach, dass man (fast) alles ausprobieren und kombinieren soll, was bei Arthrose helfen kann, zum einen die Schmerzen zu lindern und zum anderen für eine bessere Beweglichkeit sorgen kann.

Damit einhergehend soll, dass eine irgendwann notwendige OP soweit hinausgezögert werden kann, wie es die eigene Leidensfähigkeit zulässt.

Etwas problematisch ist allenfalls, dass – zumindest in Deutschland – aufgrund der Koexistenz der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung, zum einen privatärztlich oft kostspielige Therapien angeboten werden, deren Nutzen zumindest fragwürdig sind. Zum anderen aber auch innovative Therapieformen bei den gesetzlich Versicherten nicht ankommen, da diese keine Zulassung erhalten.

Die hat nicht zwingend etwas mit dem Erfolg oder Misserfolg dieser Therapien zu tun, sondern damit, dass Wirksamkeit in sehr aufwendigen und kostspieligen Studien nachgewiesen werden müssen, bevor diese eine Chance haben, anerkannt und erstattet zu werden.

Dazu möchte ich zwei Beispiele bei Gonarthrose (Arthrose im Knie) anführen:

  • Einige private Kliniken bieten seit ein, zwei Jahren die Fettzelltherapie an mit dem Versprechen, Arthrose aufzuhalten, Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern – und das für bis zu einem Jahr. Die Kosten hierfür belaufen sich auf ca. 3000,00 EUR pro Behandlung (ambulante OP) und müsste dann entsprechend mindesten jährlich wiederholt werden. Die Studienlage ist extrem dünn. (Anm: Ich habe mich durch insgesamt 8 englischsprachige medizinische Abhandlungen durchgekämpft). Dort wird ausgeführt, dass bei ‚Versuchen‘ an 15-20 Patienten ca. die Hälfte über einen Zeitraum von bis zu 6 Monaten spürbare Verbesserungen hatten. Dass hier die Krankenkassen zurückhaltend reagieren, ist verständlich.

 

  • Ein anderes Beispiel ist die Behandlung mit HyaluronsäureInjektionen mit oder ohne PRP(Plättchenreiches Plasma), die bereits seit vielen Jahren angewandt werden. Die Kosten hierfür sind wesentlich geringer (einige hundert Euro mit PRP). Mit Plasma wird dies auch oft HA-BCT-Therapie genannt. Auch diese Behandlung verspricht für ca. 6-12 Monate eine Verbesserung des Schmerz- und Bewegungszustandes und damit einen Aufschub für eine OP. Hier wäre es meiner Meinung nach durchaus gerechtfertigt, wenn die Krankenkassen das auch übernehmen würden wenngleich dies sicher auch für den einen oder anderen privat zu stemmen wäre. Eine reine Hyaluronsäure-Therapie ohne PRP ist übrigens um einiges preiswerter und hilft auch bei ca. 70% der Patienten.

 

  • Beide Therapien sollten nur bei einer noch nicht zur sehr fortgeschrittenen Arthrose angewandt werden und können durchaus eine sinnvolle Ergänzung in der Blumenstrauss Therapie sein. Man sollte aber dabei auch immer im Blick behalten, dass der Placebo-Effekt bei Injektionen besonders hoch ist und zwar unabhängig von dem, was injiziert wird.

 

  • Aus Sicht von Experten wie Dr. Jochen Müller-Stromberg, Chefarzt GK Bonn gibt es bezüglich Stammzellen aus Fett keine gesicherte Studienlage. Man bewege sich auf dünnem Eis. Knorpel werde definitiv damit nicht geheilt. Gegebenenfalls gibt es eine imunmodulierende, antiinflammatorische Wirkung. Keine Reparatur, Schmerzlinderung möglich. 

 

Was aber eindeutig aktuell zu kurz kommt, ist die Forschung im Bereich Knorpelzellen und Knorpelzellenzüchtung. Sowie generell die Erkenntnis, dass nur eine zwischen Fachärzten, Physiotherapeuten, Ernährungswissenschaftlern und Sportmedizinern abgestimmte ganzheitliche Behandlung des Arthrose-Patienten für eine dauerhafte Verbesserung sorgen und den OP-Zeitpunkt möglichst weit in die Zukunft schieben kann – natürlich unter intensiver Mithilfe des Betroffenen selbst.

Genau das hat sich das KnorpelKompetenzNetzwerk e.V. auf die Fahne geschrieben

Das KnorpelKompetenzNetzwerk wurde im September 2018 als gemeinnütziger Verein von führenden Orthopäden, Chef- und Fachärzten des Zentrums für Orthopädie, Unfallchirurgie & Sportmedizin, Bonn gegründet und hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, als Bindeglied zwischen optimaler Behandlung und Patient zu fungieren.

Ich bin mir auch sicher, dass dies gelingen wird. Kenne ich doch drei der zehn Gründungsmitglieder persönlich und konnte mich bei einer Veranstaltung im Mai letzten Jahres, dem endofit – Wochenende in Bonn, von deren fachlichem und empathischem Engagement zum Wohlen der Patienten selbst überzeugen.

Eines der Gründungsmitglieder, Dr. Jochen Müller-Stromberg, Chefarzt Zentrum für Orthopädie , Unfallchirurgie und Sportmedizin Gemeinschaftskrankenhaus Bonn erläutert das so:

Im KnorpelKompetenzNetzwerk ist eine Gruppe von erfahrenen, besonders geschulten Ärzten und Therapeuten zusammengeführt, die untereinander abgestimmt agieren, eine optimierte Kommunikation führen und sich dabei dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis sowie den geltenden Leitlinien verpflichtet sehen.

Durch die enge Verzahnung der Mitglieder haben die Patienten kurzfristig Zugriff auf fundierte Beurteilungen ihrer Gesundheitssituation im Sinne einer Zweitmeinung.

Durch das Netzwerk erhält der Patient neben einer objektiven Beratung kurzfristig die notwendige, wissenschaftlich anerkannte Therapie, um die oft schwerwiegenden Folgen einer im Frühstadium verzögerten Therapie zu vermeiden.

Das Netzwerk steht offen für verschiedene Berufsgruppen, um alle notwendigen Kompetenzen zu bündeln. Neben Orthopäden und Unfallchirurgen sollen weitere Ärzte mit spezieller Qualifikation einbezogen werden. Dabei muss auch eine ernährungs- und sportmedizinische Beratung erfolgen.

Mit der Einbindung von Physiotherapeuten und Sportmedizinern wird der zentrale Aspekt einer gezielten körperlichen Aktivität für die Behandlung und Prävention von Erkrankungen des Gelenkknorpels betont.

Die Beratung und Behandlung eines Patienten mit Knorpelschaden bzw. beginnender Arthrose ist trotz aller vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnisse stets individuell auf diesen Patienten abzustimmen.

 

Knorpel Kompetenz Netzwerk Peter HerrchenGastbeitrag von Peter Herrchen, Wiesbaden, bloggt auf Endoprothese und Sport als doppelter Hüft-TEP-Träger über seine persönlichen Erfahrungen und Wissen. Gründer der TEPFIT – Fit mit künstlichen Gelenken (Hüfte und Knie) Community. Autor des Ratgebers „Mut zur neuen Hüfte – Mut zum neuen Knie“.

 

 

 

Wer mehr über das KnorpelKompetenz Netzwerk e.V. wissen möchte, kann sich direkt auf der Homepage des Vereins  und auf dem Blog Endoprothese und Sport informieren.

Wie mir Peter mitgeteilt hat, wird er sich auch persönlich – im besten Fall auch länderübergreifend – für das Netzwerk einsetzen. Der erste Schritt dazu ist getan.

Mit diesem Gastbeitrag meines Bloggerkollegen Peter Herrchen, sind die österreichischen Tirolturtle-Leser exklusiv in den Informationsfluss über das KnorpelKomeptenzNetzwerk eingebunden. Wenn es Neuigkeiten dazu gibt, wird uns Peter weiterhin darüber auf dem Laufenden halten. 

Hinweis: Die hier geteilten Informationen sollen zur Stärkung der persönlichen Gesundheitskompetenz beitragen, ersetzen aber in keinem Fall die ärztliche Diagnose, Beratung und Behandlung.

 

Fotos: Spiess Foto Tirol

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