Schlittenprothese im Knie
Expertenwissen

Teilgelenkersatz im Knie: fährt man mit Schlitten besser?

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Zuletzt aktualisiert am 25. Januar 2025 von tirolturtle

Teilgelenkersatz im Knie – fährt man mit Schlitten besser? Was sagen Experten zur Knieteilprothese? Wird der Schlitten bald Standard?

Die Knieteilprothese ist besser! – Wie kommen wir dahin, sie zum Standard zu machen? Dieser Frage widmen sich Dr. med. Stefanie Donner, Oberärztin Charité Universitätsmedizin Berlin – Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie (CMSC) der Charité und PD Dr. Tilman Calliess, Ärztlicher Leiter des Berner Prothetikzentrums in der Fachzeitschrift Die Orthopädie, Ausgabe 4, 2024.

Stefanie Donner und Tilmann Calliess sind Mitglieder des im Februar 2023 gegründeten Komitee Teilgelenkersatz der AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik beschäftigen sich mit folgenden Fragen:

  • Welche Vorteile hat die Teilprothese?
  • Welche chirurgischen Tricks gibt es?
  • Kann die Teilprothese ein Trigger zur ambulanten Prothetik sein?
  • Ist die Kombination von Knieteilprothesen bei intaktem vorderem Kreuzband ein Zukunftsmodell?

Das AE-Komitee bereitet eine AE-Handlungsempfehlung zur Indikation von Schlittenendoprothesen bzw. unikondyläre Gelenkersatz (UKA) vor. Die AE –Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik ist eine Sektion der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU).

Folgende Schlussfolgerungen lassen sich aus dem Experten-Knowhow in der Fachzeitschrift „Die Orthopädie“ ziehen:

Die Vorteile einer Knieteilprothese gegenüber der Knietotalprothese seien eindeutig. Durch das geringere Operationstrauma würden sich geringere perioperative Komplikationsrisiken, eine raschere Rehabilitation und eine geringere Mortalität zeigen.

Durch den Erhalt der Kreuzbänder lasse sich eine natürlichere Gelenkkinematik und höhere Sportfähigkeit für den Patienten erreichen.

In zahlreichen Untersuchungen zeigen sich zufriedenere Patienten als mit einer Totalprothesenversorgung. Diese Effekte, wie auch der kürzere stationäre Aufenthalt führen ebenso zu einer positiven ökonomischen Bewertung und Kosteneffizienz der Teilprothese gegenüber den Vollprothesen…

Die zementfreie Verankerung bietet potenzielle Vorteile gegenüber der zementierten Versorgung.

Registerdaten würden eindeutig zeigen, dass auf den Teilgelenkersatz spezialisierte Kliniken bzw. Operateure (Fallzahl > 30/Jahr pro Operateur, > 100/Jahr pro Klinik) mit einem hohen Anteil an UKA bezogen auf die Gesamtanzahl von Knieprothesen (> 20 %) signifikant geringere Revisionsraten aufweisen.

Die Kombination aus einer Reduktion des operativen Traumas bei unikondylären Knieendoprothesen im Vergleich zur Vollprothese und der Einführung eines standardisierten Enhanced-Recovery-Konzepts führt zu einer prä-, peri- und postoperativen Verbesserung der Konstitution der Patienten.

Bei gesunden und motivierten Patienten bietet sich die tagesstationäre, bzw. ambulante operative Versorgung an.

 

Teilgelenkersatz im Knie: Aktueller Stand und zukünftige Trends

In zahlreichen weiteren wissenschaftlichen Arbeiten – siehe PubMed oder Journal of Arthroplasty – findet man umfassende Übersichten über die Entwicklung, den aktuellen Stand und zukünftige Trends der unikondylären Kniearthroplastik (UKA).

Zusammengefasst lässt sich sagen:

Die UKA wurde erstmals in den 1970er Jahren eingeführt, um isolierte Kompartimentarthrosen des Knies zu behandeln. Anfangs waren die Ergebnisse aufgrund technischer Herausforderungen und begrenzter Implantatdesigns variabel.

Moderne UKA-Implantate und verbesserte chirurgische Techniken haben zu besseren klinischen Ergebnissen geführt. Vorteile der UKA gegenüber der totalen Kniearthroplastik (TKA) sind unter anderem:

Schnellere Rehabilitation: Patienten erholen sich oft schneller und kehren zügiger zu ihren täglichen Aktivitäten zurück.

Erhalt der natürlichen Kniekinematik: Da nur ein Teil des Kniegelenks ersetzt wird, bleibt die natürliche Biomechanik weitgehend erhalten.

Geringere Invasivität: Der Eingriff ist weniger umfangreich, was zu weniger postoperativen Schmerzen und einer kürzeren Krankenhausaufenthaltsdauer führt.

Zukünftige Perspektiven: Die Weiterentwicklung der UKA konzentriert sich auf:

Patientenselektion: Präzisere Kriterien zur Identifizierung geeigneter Kandidaten für die UKA.

Technologische Innovationen: Einsatz von Robotik und computergestützter Navigation zur Verbesserung der Implantatplatzierung und -ausrichtung.

Langzeitstudien: Weitere Forschung zur Langlebigkeit der Implantate und langfristigen Patientenzufriedenheit.

Insgesamt zeigt der Artikel, dass die UKA eine effektive Behandlungsoption für ausgewählte Patienten mit isolierter Kniekompartimentarthrose ist und durch kontinuierliche Innovationen weiter optimiert wird.

 

Teilgelenkersatz im Knie: Was tut sich bei den Implantaten?

Zimmer Biomet hat die FDA-Zulassung für das zementfreie Oxford-Teilknie erhalten. Laut Hersteller, das erste und einzige zementfreie Teilknie-Implantat in den USA. Dieses Implantat bietet eine minimalinvasive Lösung für Patienten mit Arthrose in einem Kompartiment des Kniegelenks.

Die zementfreie Fixierung ermöglicht eine natürliche Knochenintegration, was die Haltbarkeit des Implantats erhöhen kann. Studien zeigen, dass zementfreie Implantate langfristig stabiler sein können und das Risiko von Lockerungen verringern.

Das Oxford-Teilknie ist für Patienten geeignet, bei denen die Arthrose nur einen Teil des Kniegelenks betrifft und die Bänder noch intakt sind. Der minimalinvasive Eingriff kann zu einer schnelleren Genesung und einem natürlicheren Bewegungsgefühl führen.

Mit dieser Zulassung erweitert Zimmer Biomet sein Portfolio an orthopädischen Lösungen und bietet Ärzten und Patienten in den USA eine neue Option für die Behandlung von einseitiger Kniearthrose.

Teilgelenkersatz im Knie: Was sagen Gelenkexperten?

Dr. med. Christoph Raas, PhD

Schlittenprothese Knie – was ist das, wer ist dafür geeignet, was sind die Vorteile? Haltbarkeit der Schlittenprothese? Verankerung mit oder ohne Zement?

Alle diese und weitere brennende Fragen rund um den Teilgelenkersatz im Knie beantwortet der Tiroler Gelenkexperte Dr. med. Christoph Raas, PhD, Praxis OrthoAlps Innsbruck.

Die Schlittenprothese im Knie: Was ist das? Wer ist geeignet? Welche Vorteile hat sie?

 

Priv.-Doz. DDr. Maximilian Kasparek
MSc

Priv.-Doz. DDr. Maximilian Kasparek
MSc, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Oberarzt an der Abteilung für Orthopädie am Evangelisches Krankenhaus Wien und IOC Sportarzt bricht eine Lanze für die Teilprothese im Knie. Aus seiner Sicht überwiegen die Vorteile der minimalinvasiven Halbschlittenprothese:

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  1. Gezielter Gelenkersatz: Nur der geschädigte Teil des Knies wird ersetzt, was die natürliche Kniebewegung weitgehend erhält.
  2. Schonung des Gewebes: Weniger operative Traumata durch minimalinvasive Technik, was zu weniger Schmerzen und einer schnelleren Erholung führt.
  3. Erhaltung des gesunden Gelenkteils: Verlängerung der Lebensdauer des Gelenks und Hinauszögern eines vollständigen Kniegelenkersatzes.
  4. Schnellere Genesung: Kürzere Rehabilitationszeit und schnellere Rückkehr zu alltäglichen Aktivitäten.

„Der Einsatz einer Halbschlittenprothese ist besonders vorteilhaft bei Patienten mit Varus Arthrose, da sie das Gelenk stabilisiert und gleichzeitig die natürliche Beweglichkeit des Knies bewahrt. Zudem kann der Erhalt des nicht betroffenen Gelenkteils die Notwendigkeit eines vollständigen Kniegelenkersatzes hinauszögern und so die Lebensdauer des Gelenks verlängern.“

Schwer­punkt: Halb­schlit­ten Prothese

Auf der Webseite der Facharztpraxis MK Orthopädie Währing werden für folgende Patientenfragen beantwortet:

  • Was ist eine minimalinvasive Halbschlittenprothese und wann wird sie eingesetzt?
  • Welche Vorteile bietet eine minimalinvasive Halbschlittenprothese gegenüber einem vollständigen Kniegelenkersatz?
  • Für wen ist eine minimalinvasive Halbschlittenprothese geeignet?
  • Wie wird eine minimalinvasive Halbschlittenprothese implantiert?
  • Welche Risiken sind mit einer minimalinvasiven Halbschlittenprothese verbunden?
  • Wie lange dauert die Genesung nach der Implantation einer minimalinvasiven Halbschlittenprothese?
  • Wie lange hält eine minimalinvasive Halbschlittenprothese?
  • Kann eine minimalinvasive Halbschlittenprothese später durch eine vollständige Knieprothese ersetzt werden?
  • Was sollte nach der Operation mit einer minimalinvasiven Halbschlittenprothese beachtet werden?

Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Randau

Priv.-Doz. Dr. med. Thomas RandauOrthopädie, spezielle orthopädische Chirurgie und Sportmedizin, Leiter des Endoprothetikzentrum für Maximalversorgung, Krankenhaus der Augustinerinnen, Köln über den unikondylären Kniegelenksersatz via LinkedIN:

Der unikondyläre Kniegelenksersatz spaltet glaube ich immer noch die Endoprothetik-Community. Manche machen fast keine, andere mehr als die Hälfte aller KnieTEPs und wie kein anderer Eingriff hängt der Erfolg von der Fallzahl und der Erfahrung der Operierenden ab. Und die Lernkurve ist flach.

In der Vergangenheit hatte auch ich meine Vorbehalte gegen die Schlittenprothese aber inzwischen habe ich mit dem Physika ZUK Implantat von Lima Corporate wieder große Freude am Teilgelenksersatz gewonnen. Die Ergebnisse der Publikation von Stefanie Donner bestätigen unsere Erfahrung, und unser Vorgehen, zunehmend „mutiger“ in der Indikationsstellung von Unikondylaren Prothesen zu werden. Dieses Jahr werden wir vermutlich 20-30% unikondylar versorgen – Tendenz steigend.

 

Prof. Dr. med. Karl Philipp Kutzner

Die Schlittenprothese, eine oft bevorzugte Lösung bei begrenztem Knorpelverschleiß im Knie, bietet vielen Patienten eine verbesserte Lebensqualität und Beweglichkeit. Doch wie alle Implantate hat auch die Schlittenprothese ihre Grenzen. Wenn sie versagt, wird der Wechsel auf eine Totalendoprothese (Knie-TEP) erforderlich.

Prof. Dr. med. Karl Philipp Kutzner, Endoprotheticum Rhein-Main, Spezialpraxis für Gelenkersatz und Gelenkchirurgie beschreibt auf dem Endo-Blog, wann und warum ein solcher Prothesenwechsel notwendig wird, welche Optionen es gibt, und warum moderne Operationsmethoden diese Eingriffe sicher und effektiv machen.

Teilgelenkersatz im Knie: sportliche und berufliche Erfahrungsberichte

Lindsey Vonn hat mit einem Teilgelenkersatz im Knie das Comeback im Skiweltcup gewagt. Der Mann der Autorin dieses Beitrages ist Sportfotograf im Skiweltcup und hat seit 2009 einen Teilschlitten im Knie, sowie ein künstliches Gelenk im anderen Knie. Hier die Erfahrungsberichte und Expertenmeinungen, insbesondere zum Skifahren mit Knieprothese und Comeback von Lindsey Vonn.

Skifahren mit Knieprothese Lindsey Vonn Comeback

Skifahren mit Knieprothese und Teilschlitten: Mein Mann kann`s

Hinweis: Die hier geteilten Informationen sollen zur Stärkung der persönlichen Gesundheitskompetenz beitragen, ersetzen aber in keinem Fall die ärztliche Diagnose, Beratung und Behandlung.

Foto: Shutterstock

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