Infiltrationen Daumengelenk bei Rhizarthrose
Rhizarthrose

Infiltrationen in das Daumengelenk: Mein Erfahrungsbericht

Zuletzt aktualisiert am 6. September 2024 von tirolturtle

Infiltrationen in das Daumengelenk bei Rhizarthrose. Mein persönlicher Erfahrungsbericht über den Single Shot, eine Kombination aus Kortison und Hyaluronsäure.

Es ist meine hartnäckige Rhizarthrose, deretwegen ich begonnen habe zu bloggen. Als selbst Betroffene kann ich damit meine persönlichen Erfahrungen weitergeben.

Zu Beginn meiner Rhizarthrose-Beschwerden, habe ich es mit Orthesen für die Daumengelenke, einmaliger Schmerzmedikation und Kortison-Infiltrationen in das Daumensattelgelenk versucht. 

Denn relativ bald seit Beginn meiner Ritzarthroseschmerzen wurde mir klar: Je stärker die Schmerzen im Daumensattelgelenk, umso mehr Schonhaltung, umso weniger Beweglichkeit und Geschmeidigkeit. Also eine Negativspirale.

Beeinträchtigt nämlich eine Rhizarthrose die Beweglichkeit und Kraft der Daumengelenke, verstärkt die Schonhaltung diesen Prozess noch. Aus meiner persönlichen Sicht brauchte es daher ein Reset. Einen Neustart also.

Damit meine ich, dass mir Infiltrationen mit Kortison kurzfristig geholfen haben, das Schmerzgedächtnis zu unterbrechen und aus der Schonhaltung rauszukommen. Nicht zu verwechseln mit Überbelastung.

Natürlich sollen die Daumengelenke bei Rhizarthrose nicht über Gebühr belastet werden. Doch wie bei Arthrose in den großen Gelenken, gilt auch bei Arthrose in den Finger- und Daumengelenken: Bleibe trotz Schmerzen in Bewegung!

Mein Tipp: Eine Ergotherapie für deine Finger- und Daumengelenke hilft dir, das richtige Maß an Bewegung kombiniert mit täglichen Übungen zu finden!

Wie geht es dir mit Rhizarthrose? Kennst du das auch, wenn man schon morgens im Bad die Zahnpastatube nicht schmerzfrei öffnen kann?

Dir laufend Gegenstände aus der Hand fallen, weil du sie nicht mehr richtig halten kannst oder du deinen Haushalt (Putzen, Staubsaugen, etc.) nicht mehr adäquat führen kannst?

Weichst du manchmal dem höflichen Handschlag ebenso aus wie ich? Vor allem wenn du schon vorher ahnst, dass das Gegenüber kräftig zudrücken wird?

Die Rhizarthrose erschwert nicht nur den Alltag der Betroffenen. Sie bedroht in vielen Fällen, so auch in meinem, die berufliche Existenz. Schreiben und Fotografieren zählt zu meinen beruflichen Fertigkeiten als Journalistin und Bloggerin.

Beides kann ich zunehmend nicht mehr wie gewohnt ausführen. Also weder handschriftlich schreiben, noch einen (großen) Fotoapparat halten. Mit welchen Behelfsmitteln ich trotzdem weiterarbeiten kann, erfährst du im Blogbeitrag über Rhizarthrose und Smartphones.

Handschriftlich schreiben ist letztlich eine essentielle Fertigkeit, die man täglich benötigt, nicht nur im Berufsleben. Sei es die Einkaufsliste schreiben oder unterschreiben. Letzthin war ich auf dem Amt und sollte für die Ausstellung eines neuen Passes unterschreiben.

Die erstens schmerzhafte und zweitens optisch unsägliche Krakelei und die Erkenntnis, den Stift nicht adäquat halten zu können, schmerzt auch mental.

Klar, gibt es auch Hilfsmittel, wie Stifte, die bei Rhizarthrose gut anwendbar sind. Einen solchen trage ich neuerdings immer in meiner Handtasche mit oder verwende ihn zuhause für die Einkaufsliste. 

Infiltrationen in das Daumengelenk sind schmerzhaft

Doch kommen wir zurück auf Rhizarthroseschmerzen mit Infiltrationen behandeln. Meine ersten Infiltrationen mit Kortison erhielt ich 2013 in der Praxis von Dr. Thomas Achammer in Innsbruck. Die Schmerzen in den Daumensattelgelenken wurden  immer stärker.

Auch das Tragen von Orthesen brachte keine Linderung mehr. Eine mehrtägige Schmerzmittelmedikation musste ich wegen allergischer Reaktion abbrechen. Gemeinsam mit meinem behandelnden Orthopäden habe ich mich deshalb für Infiltrationen mit Kortison entschieden.

Grundsätzlich ist aus Betroffenensicht bzw. auch resultierend aus meinen persönlichen Erfahrungen ohne Umschweife zu sagen:

Infiltrationen in das Daumengrundgelenk sind schmerzhaft und nicht zuletzt mit Kosten verbunden. Auch gibt es keine Garantie für die Wirkungsdauer. 

Nach beidseitigen Daumensattelgelenk-Infiltrationen in den Jahren 2013, 2014 und 2015 bei meinem Orthopäden in Innsbruck – die mir geholfen haben über einen längeren Zeitraum schmerzfrei zu bleiben – habe ich 2017 das Knorpelzentrum Wien besucht.

Wie kam es zu dieser „Spritztour nach Wien“? Im Zuge meiner Recherchen für meinen Blog bin ich auf Knorpelexperte Stefan Marlovits gestoßen.

Im Rahmen eines telefonischen Interviews, das ich mit Prof. Stefan Marlovits über neue und bewährte Behandlungsmöglichkeiten von Arthrose geführt habe, kamen wir auch auf meine persönlichen Arthrose Beschwerden zu sprechen. 

Aktuelle MRT- und Röntgenbefunde zeigen, dass eine diagnostizierte Arthrose Grad 3-4 also eine Knorpelschädigung zwischen 75 und 100 Prozent in meinen Daumensattelgelenken vorliegt.

Diese Kriterien bzw. Einteilung wurden hauptsächlich für das Knie gemacht. Der vierte Grad bedeutet vereinfacht gesagt, dass der Knorpelabbau so weit fortgeschritten ist, dass Knochen an Knochen reibt.

  • Grad 1 höchstens 25 % Knorpelschädigung
  • Grad 2 bis zu 50 % Knorpelschädigung
  • Grad 3 bis zu 75 Knorpelschädigung
  • Grad 4 bis zu hundertprozentige Knorpelschädigung

Prof. Dr. Stefan Marlovits eröffnet mir, dass insbesondere beim stärker betroffenen rechten Daumengrundgelenk langfristig wohl nur noch eine OP helfen wird. Er rät dazu, Erstinformation über OP-Methoden am Daumensattelgelenk einzuholen und einen erfahrenen Handchirurgen zu kontaktieren.

Prof. Dr. Stefan Marlovits empfiehlt mir Dr. Jochen Erhart, Leiter der Ambulanz für Handchirurgie der Universitätsklinik für Unfallchirurgie am AKH Wien. Wenn du im Großraum Wien lebst, könnte diese Empfehlung für dich nützlich sein.

Da ich aber meine Lebensmittelpunkt in Tirol habe, suche ich 2017 den Innsbrucker Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie Dr. Markus Gabl – er ist zu diesem Zeitpunkt der Leiter der Handchirurgie an der Universitätsklinik für Unfallchirurgie Innsbruck.

Beim Konsultationstermin bei Dr. Markus Gabl erhalte ich eine kompetente Beratung, die sich mit der telefonischen von Prof. Dr. Marlovits deckt. Das rechte Daumensattelgelenk müsste operiert werden, wenn eine Linderung der Schmerzen erwünscht ist.

In meinem Fall könnte es sein, dass die Kraft im Handgelenk ein wenig zurückkehrt. Der Eingriff nennt sich Resektionsarthroplastik und ist eine bewährte operative Behandlung der schmerzhaften Rhizarthrose.

Dieser Eingriff kommt für mich aber nicht in Frage. Ich weiß zwar, dass damit über entsprechend lange Beobachtungszeiträume zufriedenstellene Ergebnisse erzielt werden. Ich persönlich möchte aber nicht, dass mein Daumengrundgelenk derart operativ verändert wird. Dies ist eine rein subjektive Einschätzung und keine Empfehlung dagegen!

Anstelle der Resektionsarthroplastik liebäugle ich mit einer Prothese für das Daumensattelgelenk. Dr. Markus Gabl hatte mir 2017 übrigens von einem künstlichen Daumengelenk abgeraten. Verständlich. Zum damaligen Zeitpunkt lagen kaum valide Daten (Haltbarkeit, Zufriedenheit, Revision, etc.) vor.

In der Zwischenzeit aber hat sich einiges getan. Die Resektionsarthroplastik zählt nicht mehr zum Gold-Standard. Dazu empfehle ich dir, dass du dir meinen Podcast mit Handchirurg Dr. Stephan Schindele anhörst.

Die Podcastfolge ist rund um meine Konsultation bei Dr. Stephan Schindele, stv. Chefarzt der Schulthess Klinik Zürich, im November 2022 in Zürich entstanden. Ich wollte von Dr. Schindele wissen, ob meine Daumengelenke für eine Prothese in Frage kommen. 

In vielen Ländern (insbesondere F, CH und Benelux) werden heutzutage Prothesen in das Daumengelenk (du kannst es dir als ein künstliches Hüftgelenk in Miniatur-Ausgabe vorstellen) eingesetzt. 

Eine Herstellerfirma von Daumensattelgelenkprothesen ist beispielsweise, das Schweizer Unternehmen KeriMedical. Die Touch®️ duo-mobile Daumensattelgelenkprothese wird an der Schulthessklinik in Zürich eingesetzt.

Dr. Daniel Herren, Chefarzt der Handchirurgie an der Schulthess Klinik Zürich hat bereits 400 Touch-Prothesen eingesetzt und spricht im Video von KeriMedical über die Ausbildung von Handchirurgen, Vorausssetzungen für den Einsatz der Prothese, Erfolgsraten und mehr: 

 

Infiltrationen in das Daumengelenk: hilft  ein künstliches Gelenk?

Über Gelenkersatz am Daumen habe ich bei einer persönlichen Konsultation im November 2022 auch mit Priv.-Doz. Dr. Gernot Schmiedle, dem aktuellen Leiter der Handchirurgie an der Universitätsklinik Innsbruck für Orthopädie und Traumatologie, gesprochen.

Auch der erfahrene Tiroler Gelenkexperte bestätigt, dass die Prothetik im Daumengelenk stark im Kommen ist. Dr. Schmiedle ist derselben Meinung wie Dr. Stephan Schindele: Eine Daumensattelgelenkprothese ist bei mir möglich. Vorab müsse aber mittels MRT noch genauer abgekärt werden, wie die Situation rund um das Daumensattelgelenk – speziell das Vorhandensein einer SST-Arthrose – ausschaut. 

Anmerkung: In Österreich ist man beim Thema Prothetik der Daumengelenke, nicht zuletzt wegen Mangel an erfahrenen Operateur*innen und, wie mir immer wieder auch gesagt wird, wegen ausständigen Langzeitergebnissen, etwas zurückhaltend. So mein Eindruck.

Zudem sei der Einsatz von künstlichen Daumengelenken auch eine Kostenfrage für die (öffentlichen) Spitäler.

Infiltrationen in das Daumengelenk: Spritztour nach Wien

Machen wir wieder einen Zeitsprung zurück in das Jahr 2017. Da ich beruflich nach Wien musste, beschloss ich kurzerhand Prof. Marlovits persönlich kennen zu lernen. Spontan erhalte ich im Knorpelzentrum Wien einen Termin. Und so begann im Juli 2017 meine Spritztour von Innsbruck nach Wien.

Spritztour deshalb, weil mein Besuch im Knorpelzentrum Wien in der Heiligenstätterstrasse vis-a-vis vom Privatambulatorium Döbling – auf meinen Wunsch hin – mit einer Infiltration in mein rechtes Daumengrundgelenk verbunden sein sollte.

 

Infiltration Daumengelenk Erfahrungsbericht

Spritztour nach Wien: Infiltration in das rechte Daumengrundgelenk

 

An neuen Behandlungsmöglichkeiten bietet das Knorpelzentrum Wien – zum Zeitpunkt meines Besuchs – als erste Praxis in Österreich ein neues Kombinationspräparat an: Und zwar einen Mix aus Hyaluronsäure und Kortison.

Ich möchte unbedingt einen Versuch wagen und die neue „Single-Shot-Therapie“ für das stärker in Mitleidenschaft gezogene rechte Daumengrundgelenk ausprobieren. Prof. Dr. Marlovits klärt mich entsprechend auf.

Von meinen vorigen Infiltrationen in die Daumengelenke weiß ich: Infiltrationen können helfen. Es kann aber auch der Fall sein, dass wenig Wirkung erzielt wird und/oder diese nicht lange anhält.

Arthrose Patient*innen sollten sich auch im Klaren darüber sein, dass Kortision bei Arthrose nicht ohne Risiko ist und bei mehrfacher Anwendung Vorsicht geboten ist.

Da ich ingesamt bisher erst drei Infiltrationen (2013, 2014 und 2015) mit Kortison erhalten hatte, war für mich klar, es mit einer weiteren zu versuchen, zumal die Schmerzen im rechten Daumengrundgelenk wieder sehr stark waren.

Im Knorpelzentum Wien wurden für die Infiltration mit dem Single Shot zuerst alle hygienischen Maßnahmen getroffen, Die Infiltration selbst, muss ich zugeben, war sehr schmerzhaft.

Der Schmerz strahlte direkt nach der Infiltration auf die ganze Hand aus. Dazu muss man wissen, dass das Daumengrundgelenk ein im Vergleich zum Kniegelenk, sehr kleines und dementsprechend auch emfpindlich ist. 

Die doch starken Schmerzen hielten bis zum nächsten Tag an. Das Auftragen einer Schmerzsalbe brachte umgehend Linderung. Sollte es ein nächstes Mal geben, trage ich diese früher auf und warte nicht so lange zu!

 

Infiltrationen Daumengelenk Erfahrungsbericht

Spritztour nach Wien: eine ziemlich schmerzhafte Erfahrung.

 

Die Single Shot Infiltration bzw. das 2 in 1-Präparat wurde in erster Linie für das Kniegelenk, also für ein großes Gelenk entwickelt. Für das Daumengelenk wird nur eine geringe Dosis verwendet wird.

Nachdem die Infiltrationsschmerzen nachließen, spürte ich bereits einen Tag später eine deutliche Veränderung meiner Arthrose Beschwerden im rechten Daumensattelgelenk.

Noch während meines Aufenthaltes in Wien beginne ich – ganz unbewusst aber doch fällt es mir auf – Gegenstände wieder so zu greifen wie früher.

Von der Zahnbürste bis zum Föhn, vom Besteck bis zum Stift, von der Geldtasche bis zum Handy. Also ich nehme beim Greifen keine Schonhaltung ein!

Das fand ich sehr gut. Denn je stärker die Daumengrundgelenke schmerzen, umso mehr schont man sie – zwar unbewusst aber doch – und umso mehr verkümmern sie. So meine persönliche Erfahrung, wie schon oben beschrieben.

Infiltration in das Daumengelenk: erstes Resümee

Mein erstes Resümee nach nunmehr fünfwöchigem Abstand zur Infiltration in das rechte Daumengelenk mit Kortison und Hyaluron lautet: Ich finde das Ergebnis für mich persönlich höchst erfreulich. Mein rechtes Daumengelenk ist schmerzfrei.

Die schmerzhafte Infiltration war es mir persönlich wert, auch wenn ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen kann, wie lange die Wirkung noch anhalten wird. Das Ergebnis:

  • Ich kann wieder alltägliche Handgriffe nahezu schmerzfrei ausführen. 
  • Ich kann wieder Handgriffe in einer Art tätigen, die bisher nicht mehr möglich war.
  • Ich kann morgens im Bad schmerzfrei die Zahnpasta-Tube drücken und mir schmerzfrei die Zähne putzen.
  • Ich kann in der Dusche schmerzfrei das Duschgel drücken,  waschen und die Haare schmerzfrei waschen.
  • Ich kann den Haushalt wieder schmerzfrei erledigen.
  • Ich kann aber nach wie vor keine Flaschen, etc. öffnen. Das hat aber nichts mit der Spritze oder den Schmerzen zu tun, sondern mit der Kraftlosigkeit im rechten Daumengelenk.
  • Was mir besonders auffällt ist die wiedergewonnene Beweglichkeit.
  • Ich konnte bisher kaum noch den Daumen vom Handgelenk abspreizen. Auch das geht wieder besser.
  • Ich kann mich nach dem Duschen schmerzfrei eincremen.
  • Ich kann meine Schmink-Utensilien halten und benutzen.
  • Und vor allem kann ich wieder einen Stift halten und mit der rechten Hand schreiben!
  • Und ich kann meinen geliebten Golfsport besser ausüben und den Golfschläger zumindest mir der rechten Hand schmerzfrei halten. Bei sportlicher Überbeanspruchung jedoch spüre ich Schmerzen, die jedoch einen Tag später wieder verschwunden sind. 

Infiltrationen in das Daumengelenk: der Single Shot 

Um Näheres über den Cingal Single Shot bzw. Kombination aus Kortison und Hyaluronsäure zu erfahren, habe ich Prof. Stefan Marlovits einige Fragen gestellt. Dazu hat der Wiener Knorpelexperte ausführlich Stellung genommen:

Was unterscheidet die Cingal-Einzelinjektionstherapie von bisherigen Therapieformen?

Prof. Dr. Stefan Marlovits: „Cingal ist das weltweit erste Kombinationspräparat aus Hyaluronsäure und Kortison zur Behandlung der Arthrose. Die zwei Wirkstoffe verabreicht in einer Spritze sollen für eine sofortige und lang anhaltende Schmerzlinderung sorgen. Das Kortison bremst dabei die Entzündung, die Hyaluronsäure stärkt die Beweglichkeit des Gelenks.“

Warum wurde das Medikament in dieser Form entwickelt?

Prof. Dr. Stefan Marlovits: „Kortison ist das Standard-Therapeutikum in der Behandlung von Arthrose und in zig Studien seit Jahren belegt. Auch zur Hyaluronsäure gibt es sehr viele Studien. Folgerichtig kam der Gedanke beides fix in einer Spritze zu kombinieren. Dazu sind in den USA sehr aufwändige Studien durchgeführt worden und aufgrund dieser Studienergebnisse ist das Mittel von der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) und der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen.“

Für welche Gelenke und Arthrosebeschwerden eignet sich das 2in 1-Präparat?

Prof. Dr. Stefan Marlovits: „Es ist für das Kniegelenk zugelassen. Das heißt andere Gelenke sind derzeit noch nicht in der offiziellen Zulassung. Man kann aber versuchen in Analogie zu dem was man beim Knie gelernt hat, auch auf andere Gelenke anzuwenden. Selbstverständlich ausschließlich in Absprache und mit Zustimmung des Patienten. Ich bin sicher, dass es weitere Studien auch zu kleineren Gelenken, wie dem Daumen- oder Großzehengrundgelenk geben wird.“

Welche Erfahrungswerte gibt es in Ihrer Praxis?

Prof. Dr. Stefan Marlovits: „Wir haben das Präparat als erstes bekommen, weil wir uns hier im Knorpelzentrum intensiv mit dem Thema Knorpel und Arthrose auseinandersetzen, angefangen von konservativen und operativen Therapien, physiotherapeutischen Übungsprogrammen bis hin zur biologischen Knorpelflächenreparatur beschäftigen. Wir haben das Cingal jetzt seit ca. vier Monaten im Einsatz und bisher über 90 % zufriedene Patienten.

Wofür wird es angewendet?

Prof. Dr. Stefan Marlovits: In erster Linie wenden wir es im Knie an. Es gibt aber bereits auch einige Rhizarthrose-Patientinnen und Patienten mit Arthrose im Großzehengrundgelenk. Das Feedback, das uns die Patienten geben, klingt vielversprechend. Vor allem berichten uns die PatientInnen von mehr Beweglichkeit, weniger Beschwerden und Schmerzen.“

Was kostet die Behandlung mit Cingal?

Prof. Dr. Stefan Marlovits: „Die Single Shot Therapie kostet 300,– Euro. Die Kosten werden derzeit nicht von den Krankenkassen übernommen. Der nächste Schritt muss sein, dass man es auch in Österreich von den Krankenkassen ersetzt bekommt. Das wird noch Zeit brauchen. Zumindest haben wir es und die erste Ergebnisse sind sehr vielversprechend.“

Welcher Behandlungszyklus ist vorgesehen? Wie oft kann man die Therapie anwenden?

Prof. Dr. Stefan Marlovits: „Einmal in sechs Monaten und höchstens zweimal im Jahr. Ist jemand schmerzfrei oder hat kaum Beschwerden, wird man sich nach der einmaligen Injektion richten.“

Für wen eignet sich die Single Shot Therapie?

Prof. Dr. Stefan Marlovits: „Wie gesagt, zugelassen ist Cingal für das Kniegelenk. Es zeigt vielversprechende Ergebnisse beim Arthrosegrad 2-3, wenn noch ein bisschen an Restknorpel vorhanden ist. Bei Arthrose Grad IV im Knie würde ich es nicht mehr empfehlen. Wir haben auch gute Erfahrungen beim Hüftgelenk und beim Zehengroßgrundgelenk gemacht. Eine gezielte Infiltration in die Hüfte erfolgt mit Hilfe eines Bildwandlers (spezielles Röntgengerät), um das Präparat exakt an den Schmerzpunkt zu setzen.“

Wird sich die Therapie mit Kortison und Hyaluron in einem Präparat durchsetzen?

Prof. Dr. Stefan Marlovits: „Die Kombination aus zwei Wirkstoffen in einem Präparat ist eine vielversprechende Methode bei starker Arthrose. Bei der PRP-Therapie (Platelet Rich Plasma = eine biologische Methode, die körpereigene Zellen benutzt) wissen wir, dass die beste Indikation auch Arthrosegrad 2-3 ist zumindest im Knie. Daher kann man auch eine jährliche Kombination von beidem überlegen. Also einmal Cingal und dann eine Kur mit PRP. Aber das kommt auf jeden einzelnen Patienten an und es fehlen auch noch die Erfahrungswerte dazu. Das Ziel ist immer ohne OP über die Runden zu kommen und die Patienten schmerzarm und beweglich zu halten.“

Edit 2022: Seit dem Single-Shot im Jahr 2017 bei Prof. Dr. Stefan Marlovits in Wien, habe ich keine weiteren Kortison-Infiltration mehr benötigt. Natürlich schreiten der Kraftverlust fort.

Auch die Beweglichkeit und Geschmeidigkeit der Finger- und Daumengelenke verschlechtert sich zusehends. Zeigen sich doch bereits erste Erscheinungen von Heberden- und Bouchardarthrosen in einigen Fingermittel- und Fingerendgelenken, ebenso wie eine Arthrose im Handgelenk.

Um die Beschwerden zu lindern, halte ich mit regelmäßiger Ergotherapie und Übungen dagegen.

Edit 2023: Nach wie vor habe ich seit der Infiltration mit dem Single Shot in das rechte Daumengelenk keine Schmerzen mehr. Das ist tatsächlich erfreulich. Um die Beweglichkeit und Geschmeidigkeit meiner Hände insgesamt zu erhalten, sind aber weiterhin regelmäßige Ergotherapie, Training und Übungen erforderlich.

Hier gehts zu einem Interview über die Wirkungsweise einer gemeinsamen Verabreichung von Kortison und Hyaluron mit Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer, MSc.

Was bei Arthrose am Daumen hilft und welche Arten von Arthrose in den Daumen und Fingergelenken es gibt, kannst du auf meinem Blog nachlesen.

Offenlegung: Der Blogbeitrag ist in Kooperation mit dem Knorpelzentrum Wien entstanden. Die Infiltration habe ich auf eigene Verwantwortung getestet. Das Präparat namens Cingal wird von Haemo Pharma vertrieben. 

Bitte beachte: Der vorliegende Blogbeitrag und das Interview dienen ausschließlich zur allgemeinen Information. Die Inhalte dieses Blogbeitrages beschreiben subjektive Erfahrungen, sind keine Empfehlung und ersetzen weder Diagnose, Untersuchung noch das persönliche Arztgespräch. Medizinische Fragen solltest du grundsätzlich immer mit dem Arzt/Ärztin deines Vertrauens klären.

Fotos: privat

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2 Comments

  • Reply Angelo Rizzi 29. Oktober 2024 at 11:15

    Danke für Ihren Beitrag, Frau Egger-Spiess. Ich habe Arthrose im rechten Daumengelenk. So einen Single-Shot hatte ich am kleinen Finger, weil er „schnappte“. Seither ist Ruhe. Die Spritze war auch sehr schmerzhaft. Wissen Sie, warum man die Hand bei einer Spritze nicht anästhesiert, wie zB bei einer Hand-OP? Freundliche Grüsse aus der Schweiz, Angelo Rizzi

    • Reply tirolturtle 12. November 2024 at 11:07

      Dann sind wir ja „Leidensgenosseninnen“. Ich kann das nur als Laie beantworten und denke mir, dass gerade beim Daumengelenk der Patient „wach“sein sollte. Meine Erfahrung bei Infiltrationen ist die, dass man wohl spüren sollte „wie viel an Infiltrationslösung Platz hat“, da das Daumengelenk ja doch recht diffizil ist. Ich denke, das ist wichtig als Rückmeldung für den behandelnden Arzt während der Infiltration. Ist aber nur eine Annahme von mir. Mir hat nach dem Single Shot dann aber die Schmerzsalbe gut geholfen.

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