Neue Implantate
Arthrose

Moderne Implantatmaterialien im Vormarsch

Zuletzt aktualisiert am 23. Februar 2021 von tirolturtle

Gute Nachrichten für Arthrose-Betroffene: Moderne Implantatmaterialien erlauben mehr Aktivität und eine stärkere Belastung der künstlichen Hüfte. 

Der Jahreskongress der AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e.V. vom 7. bis 8. Dezember 2018 in Düsseldorf steht bevor. Rund um den Themenschwerpunkt „Endoprothetik auf der Suche nach Perfektion“ gibt es eine Fülle an neuen Informationen und Erkenntnissen.

Dazu möchte ich das Thema „Implantatmaterialien“ herausgreifen. Für Betroffene ist es diesbezüglich schwer, sich einen Überblick zu verschaffen. Angewiesen sind die Betroffenen deshalb auf eine qualitative, umfassend ärztliche Beratung und Aufklärung.

Mein Tipp 1 dazu: In unserer befreundeten Facebookgruppe TEPFIT – Fit mit künstlichen Gelenken (Hüfte und Knie) werden diese und noch mehr Fragen zu künstlichen Gelenken ausführlich diskutiert. Auch der Blickwinkel und Erfahrungen aus Betroffenensicht kann als zusätzliche Informationsquelle dienen.

Mein Tipp 2 dazu: Informiere dich auch über den Stand der Implantatmaterialien, Endoprothesenregister und Hüftprothetik in Österreich. Dazu gibt es ein aktuelles Interview, das ich mit dem Wiener Hüftexperten Dr. Jochen Hofstätter geführt habe.

Moderne Implantatmaterialien: Was sagt die Gesellschaft für Endoprothetik

Der Anteil an Patienten, die auch mit einem künstlichen Hüftgelenk sportlich aktiv sein wollen, nimmt immer weiter zu. Tatsächlich erlauben moderne Materialpaarungen für den Ersatz von Hüftpfanne und Hüftkopf mittlerweile einen aktiveren Lebenswandel.

Der Grund: sie erzeugen bei Belastung deutlich weniger Abriebpartikel – bisher eine der Hauptursachen für eine Lockerung des Implantats.

Die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V. empfiehlt daher heute allen Patienten mit Hüftprothese, regelmäßig moderaten Sport, etwa Schwimmen oder Radfahren, zu betreiben.

Die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik empfiehlt folgende Sportarten mit künstlichem Hüftgelenk und stützt sich dabei auf folgende Quelle: Endoprothesen und Sport, Cassel M, Brecht P, Günther K-P, Mayer F, Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin 2017 (68), Nr. 2,DOI: 10.5960/dzsm.2016.267

• Aerobic (ohne Sprünge)
• Aquajogging
• Wandern und Bergwandern (mit Stöcken zur Abminderung von Stoßbelastungen)
• Bowling
• Darts
• Ergometertraining
• Golf
• Gymnastik
• Krafttraining (angeleitet durch eine Fachkraft)
• Laufen (Laufband)
• Radfahren
• Reiten
• Rudern
• Schwimmen
• Tennis (Doppel)
• Tanzen
• (Nordic-) Walking

Moderne Implantatmaterialien: vor dem Eingriff Sportarten klären

Die Experten der Fachgesellschaft raten, bereits vor dem Eingriff mit dem Arzt zu besprechen, welche Sportarten man nach der Implantation ausüben möchte. Danach richten sich dann Materialzusammensetzung und Größe der Prothese sowie die Art ihrer Verankerung im Knochen.

Heute hält ein künstliches Hüftgelenk bei 90 Prozent der Patienten bis zu 20 Jahren (*). Ein wesentlicher Grund für die verlängerte Haltbarkeit ist der große Rückgang an Implantat-Lockerungen. Professor Dr. med. Karl-Dieter Heller, Generalsekretär der AE,  Orthopäde und Chefarzt der Orthopädischen Klinik am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig:

 

„Inzwischen haben wir es mit deutlich verbesserten Materialien zu tun, die viel weniger Abrieb erzeugen.“

„Die seit den 1960er-Jahren häufig verwendeten relativ weichen Polyethylenpfannen (PE) in der Gleitpaarung mit einem Metallkopf beziehungsweise Metallpfannen in Kombination mit einem Metallkopf erzeugten selbst bei moderater körperlicher Belastung relativ viel Abrieb.“

„Doch Abrieb kann in der Implantatumgebung eine Entzündung auslösen. Diese führt zu Knochenabbau rund um die Prothese. Dadurch geht der Halt im Implantatlager verloren, das Kunstgelenk lockert sich und muss ausgewechselt werden.“

 

Um einem Prothesen-Verschleiß vorzubeugen, rieten Ärzte ihren Patienten deshalb früher, das künstliche Gelenk möglichst nur zurückhaltend zu belasten. Doch diese Empfehlung sei überholt:

 

„Viele Patienten haben sich deshalb eher zu wenig bewegt. Die neuen Materialien tolerieren deutlich mehr Aktivität.“

 

Ende der 1990er-Jahre kam das hochvernetzte und wesentlich abriebfestere Polyethylen (HXPE) auf den Markt. Bei den danach entwickelten Vitamin E-haltigen HXPE-Pfannen konnten die Abriebraten in Kombination mit einem Keramikkopf sogar noch weiter reduziert werden. Professor Dr. med. Florian Gebhard, Präsident der AE und Ärztlicher Direktor der Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Ulm:

 

„Mit der Einführung verschleißresistenter Materialien sind wichtige Voraussetzungen für eine stärkere Belastung künstlicher Hüften erfüllt. Tägliche moderate Bewegung ist heute bei jedem Patienten möglich und gewünscht.“

„Gezielte Muskelkräftigung rund um das Implantat trägt sogar zur Haltbarkeit der Prothese bei.“

Die allgemein bekannte Empfehlung zu schonenden und zyklischen Ausdauersportarten wie Schwimmen, Wandern, Radfahren oder Golf frühestens ab drei, besser erst sechs Monate nach der Operation, behält in jedem Fall ihre Gültigkeit“

 

Sind höhere Belastungen geplant, etwa durch Skifahren im Urlaub, sollte dies in jedem Fall vorab individuell vom Arzt abgeklärt und freigegeben werden. Leistungssport mit künstlicher Hüfte werde jedoch weiterhin nicht empfohlen, da er die Haltbarkeit der Prothese erheblich verkürzen könne.

Moderne Implantatmaterialien: Polyethylen-Pfannen am häufigsten

Heute ist die Gleitpaarung von hochvernetzten Polyethylen-Pfannen mit einem Keramikkopf die am häufigsten eingesetzte Materialkombination in der Hüftendoprothetik.

Nur Gleitpaarungen aus Keramikinlay und Keramikkopf erzeugen einen noch geringeren Abrieb. „Deshalb werden sie oft für jüngere Patienten gewählt“, sagt Prof. Karl-Dieter Heller. Es sei jedoch eine sehr individuelle Entscheidung, welche Gleitpaarung verwendet werde.

„Sie hängt nicht nur vom Alter und Aktivitätslevel des Patienten ab. Auch die gewünschten Sportarten und anatomischen Voraussetzungen spielen eine Rolle. All dies muss vor dem Eingriff abgeklärt werden.“

Für die operative Behandlung sollen Patienten eine der etwa 550 Kliniken mit einem EndoCert-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) aufsuchen. Denn die Expertise der Klinik trage wesentlich zu einem guten Ergebnis bei, so die Vorstandsmitglieder der AE.

 

Quelle: Presseaussendung der AE – Gesellschaft für Endoprothetik e.V. vom 6. November 2018.

(*) Quelle: Endoprothetik – Ein wahrer „Fortschritt“?, Carsten Perka, Viktor Janz, Klinikarzt 2018; 47(07): 308–314, DOI: 10.1055/a-0643-2328

 

Mein Tipp 3 dazu: Wenn du auf der Suche nach einem EndoProthetikZentrum (mit Maximalversorgung) in Deutschland, Österreich, der Schweiz oder Luxemburg bist, dann rufe die Homepage www.endocert.de und in Folge die Homepage www.endomap.de auf.

Hier kannst du dein Herkunftsland eingeben sowie Postleitzahl und Einrichtungsart und ein EndoProthetikZentrum (DGOOC) oder ein EndoProthetikZentrum mit Maximalversorgung (DGOOC) in deiner Nähe abrufen.

Einrichtungen, die die gestellten Anforderungen erfüllen und dies auch während einer ca. zweitägigen Auditierung nachweisen, können sich als EndoProthetikZentrum bzw. EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung zertifizieren lassen.

Patienten können an dem erteilten Zertifikat erkennen, dass sich eine Einrichtung intensiv mit dem Thema des künstlichen Gelenkersatzes des Hüft- und/oder des Kniegelenkes auseinandergesetzt hat und die durch die Fachgesellschaft aufgestellten Qualitätsanforderungen erfüllt.

Auch hat sich die Klinik verpflichtet, die Behandlungsergebnisse ihrer Endoprothetik-Operationen konsequent zu überprüfen, Komplikation zu erfassen und sich am Endoprothesenregister Deutschland (www.eprd.de) zu beteiligen.

 

Über die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik: Die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V. verfolgt als unabhängiger Verein seit 1996 das Ziel, die Lebensqualität von Patienten mit Gelenkerkrankungen und -verletzungen nachhaltig zu verbessern und deren Mobilität wiederherzustellen. Mit ihren Expertenteams aus führenden Orthopäden und Unfallchirurgen organisiert sie die Fortbildung von Ärzten und OP-Personal, entwickelt Patienteninformation und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Die AE ist eine Sektion der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Hinweis: Die hier geteilten Informationen sollen zur Stärkung der persönlichen Gesundheitskompetenz beitragen, ersetzen aber in keinem Fall die ärztliche Diagnose, Beratung und Behandlung.

Grafik: Canva

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