Blutegel Therapie bei Arthrose
Arthrose

Blutegeltherapie bei Arthrose: Hilft das?

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Zuletzt aktualisiert am 29. Januar 2025 von tirolturtle

Blutegeltherapie bei Arthrose: Hilft das? Ein Gastbeitrag von Österreichs Hirudotherapie Expertin Denisa Staufer über die schmerzlindernde Behandlungsmethode.

Blutegeltherapie bei Arthrose: hilft das? Ein Thema, das viele Leser*innen und Betroffene interessiert. Man liest und hört immer wieder darüber, beispielsweise über die Anwendung der Blutegeltherapie an der Charité in Berlin. Die Blutegel Therapie soll ja insbesondere auch bei Rhizarthrose helfen und gute Ergebnisse zeigen.

Was bislang fehlte, war ein Ansprechpartner oder Ansprechpartnerin in Österreich. Erfreulicherweise ist die Gesundheitswissenschaftlerin und Expertin für Hirudotherapie, Dr. Denisa Staufer an das Tirolturtle Magazin herangetreten.

Nach einem gemeinsamen intensiven Austausch erhielt Denisa Staufer das Angebot für einen Gastbeitrag im Tirolturtle Arthrose Magazin, um das Thema näher zu beleuchten. Schließlich  besteht hoher Informationsbedarf. Doch zuerst eine Begriffsklärung:

Was ist eine Blutegeltherapie? Die Blutegel Therapie (Hirudotherapie) zählt zu den ältesten überlieferten Heilmethoden. Bei der Behandlung werden medizinische Blutegel – meist der Hirudo medicinalis – an betroffenen Stellen angelegt, um einen kleinen Aderlass zu erwirken. Die Wirkung dieser Therapie beruht neben dem schonenden Aderlass auf den Inhaltsstoffen des Sekretes, welches der Blutegel während des Saugvorganges in den Körper des Patienten einbringt.

In der Hirudotherapie-Praxis von Dr. Denisa Staufer in Regau in Oberösterreich steht interessierten Arthrose Betroffenen die Möglichkeit offen, diese Behandlungsmethode zur Schmerzbehandlung bei Arthrose Beschwerden auszuprobieren.

Blutegeltherapie bei Arthrose: Gastbeitrag von Dr. Denisa Staufer

Was die Blutegel Therapie bzw. medizinische Hirudotherapie bei Arthrose bewirken kann und wie sie angewendet wird, beschreibt Dr. Denisa Staufer, MSc, MEd (Gesundheitswissenschaftlerin und allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständige im Gesundheitswesen) für das Tirolturtle Arthrose Magazin.

Blutegel Therapie bei ArthroseSeit 2006 bin ich als Gutachterin im medizinisch-pflegerischen Bereich tätig. Bei meiner Arbeit begegne ich häufig Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden.

Verzweifelt, ohne Hoffnung und kraftlos erzählen mir die Betroffenen über ihr Leiden und ihre Schmerztherapie Erfahrungen: … Schmerztabletten, Schmerzpflaster, zu alt, nicht mehr operabel, langfristige Nebenwirkungen der Medikamente, austherapiert…

Diese erschreckenden Ergebnisse haben mich dazu motiviert, meine Dissertation dem Thema der Inanspruchnahme bzw. Suche einer adäquaten Schmerztherapie zu widmen.

Die Recherche zeigte, dass eine multimodale Schmerztherapie maßgeblich durch die schulische Medizin und chemisch hergestellte Medikamente geprägt und praktiziert wird.

Bei meiner Suche nach alternativen und komplementären Schmerzbehandlungsmöglichkeiten entdeckte ich, eine mir absolut unbekannte Behandlungsmethode, die sogenannte medizinische Hirudotherapie.

Hirudotherapie? Ja. Hirudo medicinalis – der medizinische Blutegel. Ich muss zugeben, ab dem Zeitpunkt haben mir die kleinen Vampire keine Ruhe mehr gelassen.

Die Recherche war allerdings nicht einfach. Eine qualifizierte Aus- bzw. Fortbildung für die Hirudotherapie existiert in Österreich nicht und die Suche nach seriösen Praktizierenden in Österreich war auch endlos.

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Ich habe mich in Deutschland weitergebildet und hauptsächlich auf orthopädische und rheumatische Erkrankungen spezialisiert. Die Biebertaler Blutegelzucht (Bundesland Hessen) bildet seit über 20 Jahren mehrmals im Jahr die interessierte Ärztinnen/Ärzte, Tierärztinnen/Tierärzte und Heilpraktikerinnen/Heilpraktiker aus.

In meiner Praxis in einem ehemaligen Kloster in Regau (Oberösterreich, Bezirk Vöcklabruck) praktiziere ich diese traditionelle Heilmethode, die zu den ältesten der überlieferten Medizingeschichte gehört.

Bereits in der Antike wurden Blutegel als Behandlungsmethode eingesetzt. Durch das Prestige der Schulmedizin ist die Hirudotherapie fast in Vergessenheit geraten. Derzeit erleben die kleinen Tiere ein Comeback in der modernen Humanmedizin.

Die Behandlung erfordert umfassende Fachkenntnisse und soll daher unbedingt von erfahrenen medizinischen Fachkräften durchgeführt werden.

Nicht umsonst kommt die Blutegeltherapie auch in den größten Krankenhäusern Europas, AKH Wien oder Charité Berlin, immer öfter zum Einsatz.

Das Interesse der Patientinnen und Patienten verstärkt sich zunehmend, vor allem für die lokale Blutegelbehandlung chronisch degenerativer Erkrankungen des Bewegungsapparats – Stichwort „Arthrose“.

Die erstaunliche schmerzlindernde, entzündungshemmende und dadurch auch die Beweglichkeit verbesserte Wirkung der Blutegeltherapie ist bei Arthrosen wissenschaftlich nachgewiesen.

Die Wirkung dieser Therapie beruht neben dem schonenden Aderlass auf den Inhaltsstoffen des Sekretes, welches der Blutegel während des Saugvorganges in den Körper des Patienten einbringt.

Die Hauptinhaltsstoffe Hirudin, Calin und Eglin wirken schmerzstillend, entzündungshemmend, blutverdünnend, gefäßerweiternd, beschleunigen den Lymphstrom und regen das Immunsystem an.

Neben den diversen Arthrose Beschwerden steht die medizinische Hirudotherapie auch für folgende Anwendungsgebiete zur Verfügung:

  • Schmerzlinderung bei diversen Erkrankungen:
  • Rheuma, akute und chronische Gelenkentzündungen, Wirbelsäulenbeschwerden
  • Sportverletzungen
  • Postoperative Hämatomen
  • Behandlung von Tinnitus
  • Kopfschmerzen
  • Gicht
  • Durchblutungsstörungen und vieles mehr

Für wen ist die Blutegeltherapie nicht oder nur eingeschränkt geeignet?

Natürlich gibt es Grenzen der Blutegeltherapie und auch Ausschlusskriterien, bei denen diese Behandlung nicht oder nur eingeschränkt durchgeführt werden kann oder darf:

  • Bei ausgeprägten Immunschwächen (z. B. AIDS, Chemotherapie, Dialysepatienten)
  • Allergien gegen Inhaltsstoffe des Speichels (z. B. Hirudin)
  • ausgeprägte Insektenstich- oder Histamin-Allergie bzw. Anaphylaxie
  • Blutarmut (massive Anämien)
  • Störung der Blutgerinnung (Bluter)
  • Einnahme von Gerinnungshemmern wie Marcoumar, Plavix u. a.
  • Fortgeschrittene Lebererkrankungen
  • Schwangerschaft
  • Akute Infektionserkrankungen, Fieber
  • Schwerwiegende Organerkrankungen (z. B. erosive Gastritis)
  • Wundheilungsstörungen

Blutegeltherapie bei Arthrose: Wie läuft sie ab?

  • Beim therapeutischen Einsatz werden Blutegel je nach Indikation ein oder mehrmals über dem betroffenen Körperteil aufgesetzt.
  • Manchmal ist eine einmalige Behandlung ausreichend, bei chronischen Beschwerden sind allerdings mehrere Behandlungen meistens erforderlich.
  • Der Egel saugt sich zunächst mit dem hinteren Ende fest und sucht dann mit dem vorderen Ende eine geeignete Bissstelle.
  • Der Biss ist schmerzarm.
  • Für einige Minuten ist anschließend ein leichtes Stechen oder Brennen zu spüren (wie ein Mückenstich oder Brennnessel).
  • Während des Saugaktes bleibt der Egel die ganze Zeit an derselben Stelle, er kriecht nicht über den Körper.
  • Ein Blutegel nimmt zwischen 10 und 20 ml Blut auf, daher wird diese Therapieform oft auch als „Mini-Aderlass“ bezeichnet.
  • Diese Prozedur kann zwischen 30 und 90 Minuten dauern.
  • Aus diesem Grund sollte der Patient genügend Zeit und Geduld mitbringen, denn der Blutegel darf niemals von der Haut abgerissen werden.
  • Hat der Blutegel seine Mahlzeit beendet, fällt er von alleine ab.
  • Der Saugvorgang darf nicht vorzeitig unterbrochen werden, da es sonst leicht zu Infektionen kommen kann.
  • Nach Beendigung des Saugvorganges blutet es noch für einige Stunden nach.
  • Die Nachblutung dient der Wundreinigung und Ausleitung und ist wichtiger Bestandteil der Therapie.
  • Wir legen einen lockeren Verband auf, der die Nachblutung nicht unterbrechen darf.
  • Am nächsten Tag sollen Kontrolle der Bissstelle und Verbandswechsel erfolgen.
  • Wir kümmern uns um Sie, solange die Blutegeltherapie dauert.
  • Sie sitzen oder liegen ruhig und gemütlich in unserem Therapieraum und haben jederzeit einen Ansprechpartner bei Fragen oder Problemen.
  • Nach Beendigung der Blutegel-Sitzung bekommen Sie von uns einen saugstarken Verband, der die Nachblutung auffangen aber nicht unterbrechen soll.
  • Immer am Tag nach der Blutegeltherapie (natürlich auch samstags und an Feiertagen) erfolgt in unserer Praxis der Verbandswechsel.
  • Auch anschließend sind wir ansprechbar bei Unklarheiten und Komplikationen, die bei sachgerechter Handhabung extrem selten auftreten.

Abschließend noch weiterführende Artikel und Links, etwa zu einem Beitrag über Professor Andreas Michalsen, Professor für Klinische Naturheilkunde der Charité Berlin und Chefarzt der Abteilung Innere Medizin und Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin.

Artikel in der Medical Tribune über medizinische Blutegel

Artikel im Focus über neue Forschung zu Blutegel

Artikel ZDF über Blutegel und Tipps Prof. Andreas Michalsen

Blutegeltherapie bei Arthrose im Knie: wissenschaftliche Belege fehlen

TV-Beitrag NDR Visite über Natur-Docs: Knieschmerzen mit Blutegeln und Physiotherapie lindern

Wenn du dich mit Betroffenen austauschen möchtest, werde Mitglied der österreichischen Arthrose Community. Nähere Informationen findest du auch auf der Plattform Arthrose Forum Austria.

Hinweis: Die hier geteilten Informationen sollen zur Stärkung der persönlichen Gesundheitskompetenz beitragen, ersetzen aber in keinem Fall die ärztliche Diagnose, Beratung und Behandlung.

Fotos: Shutterstock, privat

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