Zuletzt aktualisiert am 4. August 2025 von tirolturtle
Das Arthrose Programm GLA:D® gibt es auch in Österreich: Arthrose Patienten mit Hüft- und Knieschmerzen können auf bessere Lebensqualität und weniger Schmerzen hoffen.
Das evidenzbasierte Bewegungstherapie- und Patientenschulungsprogramm GLA:D® (Gute Lebensqualität mit Arthrose in Dänemark) ist seit 2013 in Dänemark etabliert – und seit 2020 auch in Österreich angekommen. Ziel des Programms ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Knie- oder Hüftarthrose zu verbessern, Schmerzen zu lindern und operative Eingriffe möglichst lange hinauszuzögern. Doch was bringt das Programm wirklich?
Was ist GLA:D®?
GLA:D® kombiniert gezielte physiotherapeutische Übungen mit verständlicher Aufklärung über das Krankheitsbild Arthrose. Die Inhalte basieren auf internationalen Leitlinien und werden in Österreich ausschließlich von zertifizierten Physiotherapeut:innen angeboten. Das Programm besteht typischerweise aus:
- Zwei bis drei Informationseinheiten
- Zwölf betreuten Bewegungseinheiten über sechs bis acht Wochen
- Elektronischer Datenerfassung zur Qualitätssicherung
Die dänische Sportwissenschafterin Prof. Ewa Roos, Mitentwicklerin des Programms, betont, dass GLA:D® eine bessere Wirkung auf Schmerzen habe als viele Schmerzmittel – wenn es regelmäßig und gezielt umgesetzt wird.
GLA:D® in Österreich: Von St. Pölten aus ins ganze Land
Seit Herbst 2020 wird GLA:D® auch in Österreich umgesetzt – koordiniert durch die FH St. Pölten in Kooperation mit dem Physiozentrum für Weiterbildung. Dort findet die Ausbildung zertifizierter GLA:D®-Therapeut:innen statt. Mittlerweile gibt es rund 50 ausgebildete Physiotherapeut:innen in ganz Österreich – mit Schwerpunkt in Wien, Niederösterreich, Tirol und der Steiermark.
Ein digitales Register sichert die Qualität des Programms: Die Daten der Teilnehmenden werden anonymisiert an die FH St. Pölten übermittelt und fließen dort in nationale und internationale Forschungsnetzwerke ein.
Internationale Umsetzung: Von Australien bis China
GLA:D® ist heute in zahlreichen Ländern weltweit verfügbar – darunter Australien, Kanada, Deutschland, die Schweiz, Neuseeland und China. Die Umsetzung erfolgt jeweils in Kooperation mit lokalen Partnern, Universitäten und Fachgesellschaften.
In Kanada etwa wird das Programm vom Schroeder Arthritis Institute begleitet, in Deutschland vom Team der Deutschen Arzt Management GmbH (DAMG) koordiniert. Auch in China wurde GLA:D® eingeführt – unter anderem durch Dr. Qiang Liu und Prof. Jianhao Lin, die eine spezialisierte Arthrose-Klinik in Peking aufgebaut haben.
Diese internationale Verbreitung unterstreicht die wissenschaftliche Qualität und das große Interesse an einem standardisierten, evidenzbasierten Ansatz zur konservativen Arthrosebehandlung.
Studien: Weniger Schmerz, mehr Lebensqualität
Zahlreiche Studien belegen die positiven Effekte des GLA:D®-Programms:
- Weniger Schmerzmittel: Eine dänische Studie an über 35.000 Teilnehmenden zeigt: Nach der Teilnahme an GLA:D® sank der Verbrauch von Paracetamol, NSAR und Opioiden deutlich.
- Mehr Bewegung im Alltag: Viele Betroffene berichten von mehr Sicherheit, weniger Schmerzen und einer besseren Alltagsbewältigung.
- Bessere Selbstwahrnehmung: Ein zentrales Element ist das Erlernen von Selbstmanagement – zu wissen, wann Bewegung guttut und wann Schonung sinnvoll ist.
Operation hinauszögern oder ermöglichen
Ein aktueller Forschungsbericht aus Australien hat das GLA:D®-Programm nun in einem anderen Licht betrachtet: Die Studie mit über 9.000 Arthrose-Patienten zeigt, dass funktionelle Verbesserungen durch GLA:D® mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für eine spätere Gelenkersatz-OP verbunden sind – vor allem bei Hüftarthrose.
Klingt widersprüchlich? Ist es nicht. Die Studienautoren betonen, dass genau diese Verbesserungen es vielen Betroffenen erst ermöglichen, eine fundierte Entscheidung für oder gegen eine Operation zu treffen – zu einem späteren Zeitpunkt, mit besserer Beweglichkeit, weniger Schmerz und realistischen Erwartungen. GLA:D® hilft also nicht unbedingt dabei, eine Operation für immer zu vermeiden, sondern sie gezielter und bewusster zu planen.
Das bestätigt: Bewegungstherapie ist kein Wundermittel – aber ein wirkungsvolles Werkzeug, um Zeit zu gewinnen, Lebensqualität zu verbessern und die Optionen offen zu halten.
➡️ Zur vollständigen Studie in der Wiley Online Library
Neben Studien und Umsetzung in der Praxis laufen auch mehrere Forschungsprojekte – in Österreich etwa das Projekt NUMOQUA („Nutrition and Movement to improve quality of life with knee osteoarthritis“) an der FH St. Pölten, gemeinsam mit der Universität Wien und der Universität für Weiterbildung Krems. Hier geht es darum, Bewegung und Ernährung noch gezielter zu kombinieren.
Weiterführende Informationen im Arthrose Magazin
- GLA:D® in der Praxis – Erfahrungsbericht und Ablauf
- Offizielle Seite von GLA:D Austria mit Therapeutenliste
Das GLA:D®-Programm ist eines der weltweit bestuntersuchten, konservativen Arthrose-Programme – und hat seinen Platz auch in Österreich gefunden. Es ersetzt keine Operation, aber es schafft die Grundlage dafür, dass Betroffene ihre Krankheit besser verstehen, sich gezielter bewegen – und selbst entscheiden können, wann der richtige Zeitpunkt für den nächsten Schritt gekommen ist.
Hinweis: Dieser Beitrag dient der persönlichen Gesundheitskompetenz und ersetzt keine ärztliche Diagnose oder Behandlung.
Redaktioneller Beitrag von Barbara Egger-Spiess, Gesundheitsjournalistin & Herausgeberin des Arthrose Magazins
Foto: Adobe Stock







2 Comments
Gibt es in Salzburg auch ein Zentrum für die GLA:D Methode? Oder eine Physiotherapiepraxis?
Liebe Elisabeth Ziener, ich sehe jetzt aktuell auf der Website von GLA:D Austria keine zertifizierten Therapeuten in Salzburg angeführt. Das muss aber nichts heißen. Kontaktiere doch mal Prof. Barbara Wondrasch von der FH St. Pölten Gesundheit ob es inzwischen auch in Salzburg eine Anlaufstelle gibt und richte gerne liebe Grüße von mir aus.
Fragen zur Forschung & Patient*innen Auskunft
Fachhochschule St. Pölten
Ihre Ansprechpartnerin: FH-Prof. Barbara Wondrasch, PhD
+43/2742/313 228-200
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