Zuletzt aktualisiert am 10. September 2022 von tirolturtle
Arthrose Behandlung mit GLA:D Therapie. Wie läuft eine solche Behandlung ab? Was kann das Bewegungstraining bewirken? Physiotherapeut Bernhard Engelmann klärt auf.
Arthrose Behandlung mit GLA:D Therapie – wie läuft eine Behandlung von Patient*innen in der Praxis ab? Dazu klärt GLA:D Austria Netzwerkpartner und Physiotherapeut Bernhard Engelmann in Form eines Gastbeitrags für meinen Blog auf:
„Wenn mein Gelenk mit Arthrose erkrankt ist, sollte ich es dann nicht besser einfach schonen?“ Mit dieser Frage im Kopf kommen die meisten Patient*innen mit Hüft- und Kniearthrose in unsere Praxis.
Zahlreiche Studien liefern dazu eine eindeutige Antwort: Bewegung hilft. Tatsächlich ist in der Physiotherapie kaum etwas so häufig mit wissenschaftlichen Arbeiten bestätigt worden wie die Tatsache, dass Bewegung Patient*innen mit Arthrose hilft, Beschwerden zu reduzieren und die Lebensqualität im Alltag zu verbessern.
GLA:D hat sich zur Aufgabe gemacht herauszufinden, welche der verfügbaren Therapieansätze die aktuell besten Ergebnisse liefern, und ein sehr praktikables, benutzerfreundliches Konzept erstellt, dessen Wirksamkeit fortwährend erfasst und evaluiert wird.
Im Wesentlichen gliedert sich die physiotherapeutische Anwendung von GLA:D in fünf Elemente:
- validierte Fragebögen
- standardisierte klinische Tests
- Patientenschulung
- Reha-Training
- und Datenerfassung
GLA:D kombiniert damit bereits etablierte Komponenten, die auch in Einzelanwendung bereits ausgezeichnete Wirksamkeit bewiesen haben.
In Österreich wird GLA:D im Rahmen einer ärztlich angeordneten Physiotherapie-Serie durchgeführt, die 14 Einheiten umfasst.
Arthrose Behandlung mit GLA:D Therapie: Wie ist der Ablauf
Das GLA:D Programm, das in eine Physiotherapie eingebettet ist, folgt einem standardisierten Schema. Der Ablauf ist an das jeweilige Therapiesetting – etwa an die unterschiedlichen Gegebenheiten in Reha-Zentren und Einzelpraxen – anpassbar.
Zu Beginn wird in jedem Fall der „Ist-Zustand“ der Patient*innen erhoben. Mit einer physiotherapeutischen Befundaufnahme, Fragebögen und klinischen Tests wird der Grad der Einschränkung erfasst und das Einstiegsniveau eingeschätzt.
Dieselben Tests und Fragebögen werden am Ende der Serie wiederholt, um die Veränderungen zu messen.
Die anonyme Eintragung dieser Daten in die GLA:D Onlineplattform trägt, neben der Verlaufskontrolle auch maßgeblich zur Weiterentwicklung des gesamten Konzepts, bei.
Jede*r GLA:D-Physiotherapeut*in ist somit nicht nur Anwender*in, sondern auch Teil des gesamten, sich weiter entwickelnden Konzeptes.
In der zweiten Einheit beginnen bereits die Hauptinterventionen des Programms: Patientenschulung und gezieltes Reha-Trainingsprogramm.
Die Patientenschulung bezweckt in erster Linie die Vermittlung von Wissen über Arthrose und den Umgang damit.
Patient*innen lernen in Grundzügen, was Arthrose ist, welche Faktoren zu ihrer Entstehung beitragen und was sie selber tun können, um die Funktion des betroffenen Gelenks zu verbessern.
Sechs Wochen lang trainieren die Patient*innen dann in Begleitung eines/einer Physiotherapeut*in mindestens zweimal pro Woche.
Die Ausführung der Übungen, die adäquate Dosierung und die Frage, wie viel Schmerz in Ordnung ist, werden erfahrungsgemäß schnell erlernt.
Die Einfachheit der Übungen ist dabei ein großer Vorteil für Patient*innen: Sämtliche Übungen lassen sich problemlos in verschiedene Schwierigkeitsstufen abändern und sind zu Hause mit einfachen Hilfsmitteln durchführbar.
Die Trainingstherapie wurde zudem so konzipiert, dass sie gleichermaßen in Einzeltherapien, Gruppentherapien und im Tele-Reha-Format anwendbar ist.
Im Laufe des Reha-Trainings lernen Patient*innen neben dem Übungsprogramm auch die Trainingsintensität adäquat einzuschätzen – mittels eines inkludierten Trainings- und Schmerztagebuchs.
Arthrose Behandlung mit GLA:D Therapie: Was passiert danach?
Die überwiegende Mehrheit der Patient*innen verzeichnet schon im Laufe der ersten Trainingstherapien eine Verbesserung der Lebensqualität im Alltag und bei Gemeinschaftsaktivitäten.
Dieses Gefühl der Besserung, das zu großen Teilen der eigenen Aktivität zu verdanken ist (Stichwort Empowerment), schafft hohe Patientenzufriedenheit und liefert in vielen Fällen die Motivation, weiter aktiv zu bleiben.
Patient*innen erlernen somit im Laufe der Serie sowohl Basiswissen über Arthrose als auch ein Trainingsprogramm, mit dem sie zu jedem Zeitpunkt selbst Einfluss auf ihre Symptomatik nehmen können.
In unserer Praxis kommen einzelne Patient*innen nach einiger Zeit nochmals zu einer Serie des GLA:D Programmes, die überwiegende Mehrheit jedoch nur zu einzelnen Einheiten, um die erlernten Fähigkeiten aufzufrischen.
Zur Person:
Als fertiger Physiotherapeut seit 2006 hat Bernhard Engelmann schon einige Weiterbildungen im orthopädischen Bereich abgeschlossen, insbesondere in manueller Therapie.
2022 schließt Engelmann den Master Studiengang „MAS in muskuloskelettaler Physiotherapie“ an der ZHAW Winterthur ab. An der ZHAW ist GLA:D Teil des Studiengangs.
Das GLA:D Trainingsprogramm hat Bernhard Engelmann, in seiner Physiotherapiepraxis in Wien bereits etabliert und ist Teil des GLA:D Austria Dozententeams an der FH St. Pölten.
Weitere Informationen über das Bewegungsprogramm GLA:D erfährst du im Blogbeitrag: Arthrose Programm GLA:D jetzt auch in Österreich.
Hinweis: Die hier geteilten Informationen sollen zur Stärkung der persönlichen Gesundheitskompetenz beitragen, ersetzen aber in keinem Fall die ärztliche Diagnose, Beratung und Behandlung.
Fotos: Bernhard Engelmann
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