Zuletzt aktualisiert am 28. Juli 2025 von tirolturtle
Wie erkennt man seriöse Gesundheitsinformationen bei Arthrose? Checklisten, verständliche Faktenchecks und verlässliche Quellen helfen dabei.
Gute Informationen sind für Menschen mit Arthrose nicht bloß ein „nice to have“, sondern die Basis für kluge Entscheidungen, selbstbewusstes Handeln und echte Teilhabe am Leben. Denn Arthrose betrifft nicht nur Gelenke, sondern den gesamten Menschen – körperlich, emotional und sozial.
Viele Betroffene erleben, dass ihre Schmerzen im Alltag missverstanden werden. In Gesprächen fallen häufig Sätze wie:
„Die gehen viel zu schnell – da kann ich nicht mithalten.“, oder „Nach längerem Sitzen brauche ich Zeit zum Aufstehen – im Restaurant ist mir das oft peinlich.“
Solche Situationen führen häufig zu Rückzug, Unsicherheit oder dem Gefühl, nicht mehr mitzukommen. Umso wichtiger ist es, sich fundiert zu informieren – über Therapien, Entwicklungen und wissenschaftliche Erkenntnisse. Doch wie erkennt man, welche Informationen seriös sind?
Arthrose und deine Health Literacy: Warum gute Information den Unterschied macht
Health Literacy – auf Deutsch: Gesundheitskompetenz – beschreibt die Fähigkeit, gesundheitsbezogene Informationen zu finden, zu verstehen, kritisch zu bewerten und im Alltag anzuwenden. Gerade bei chronischen Erkrankungen wie Arthrose ist dies entscheidend: Sie stärkt die Eigenverantwortung, verbessert den Therapieerfolg und kann Unsicherheit, Angst und Schmerzen reduzieren.
Das Arthrose Magazin bereitet komplexe Informationen evidenzbasiert, verständlich und praxisnah auf. Auch die Autorin dieser Zeilen, Barbara Egger-Spiess, ist selbst von Rhizarthrose betroffen und weiß aus eigener Erfahrung, wie unübersichtlich der Informationsdschungel sein kann – besonders im Internet.
Der bunte Blumenstrauß an Möglichkeiten
Im Arthrose Magazin wird häufig das Bild vom „Blumenstrauß der Arthrose Behandlung“ verwendet: Je mehr man über die Erkrankung weiß und je fundierter die Quellen sind, desto bunter und vielfältiger wird das individuelle Maßnahmenpaket – bestehend aus Bewegung, Ernährung, Medikamenten, Therapien oder auch Operationen.
Aber: Je bunter der Strauß, desto wichtiger ist es, echte Blumen von Kunstblumen zu unterscheiden – also seriöse Informationen von Marketing und Heilversprechen zu trennen.
Diese Fragen stellen sich viele Betroffene:
– Was hilft wirklich gegen die Schmerzen?
– Welche Therapie ist seriös – was ist reines Marketing?
– Kann Knorpel wieder wachsen?
– Was bringt eine OP – und wann?
– Wie lange kann ich die OP hinauszögern?
– Welche Ernährung hilft?
– Was gibt es Neues aus der Forschung?
Worauf du bei Gesundheitsinformationen achten solltest
Wer online nach Gesundheitsinformationen sucht, sollte besonders kritisch sein. Die Donau-Universität Krems hat 2024 eine wissenschaftlich fundierte Checkliste veröffentlicht, die hilft, verlässliche Informationen schnell zu erkennen – basierend auf über 400 Qualitätsmerkmalen.
Die 7 wichtigsten Merkmale verlässlicher Gesundheitsinfos:
1. Keine Werbung, keine Verkaufsabsicht
2. Neutrale, ausgewogene Darstellung
3. Klarer Absender – z. B. Universität, Stiftung oder Behörde
4. Aktuelle, wissenschaftlich fundierte Inhalte
5. Transparente Quellen- und Studienangaben
6. Verständliche Sprache ohne unnötige Fachbegriffe
7. Konkrete Alltagshilfen wie Tipps oder Gesprächsleitfäden
Warnsignale für fragwürdige Seiten
– Kein oder unvollständiges Impressum
– Keine Angaben zu Redaktion oder Autorenschaft
– Keine Cookie-Einstellungen oder DSGVO-Vermerk
– Reißerische Aussagen („Arthrose heilen in 3 Tagen“)
– Seiten, die wie Blogs aussehen, aber nur Produkte verkaufen
Verlässliche Quellen für Gesundheitsinformationen
Hier findest du eine Auswahl verlässlicher Informationsquellen – speziell für Menschen mit Arthrose. Diese Plattformen stehen für evidenzbasierte Medizin und Qualitätsstandards.
Österreich
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medizin-transparent.at – Faktenchecks der Donau-Universität Krems (inkl. eigener Themenseite zu Arthrose)
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EVI-Box – evidenzbasierte Versorgung der Medizinischen Universität Graz
Deutschland
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gesundheitsinformation.de – wissenschaftlich fundierte Patienteninfos des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
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patienten-information.de – ehemals herausgegeben vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), aktuell betrieben von Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (EbM-Netzwerk)
- Gute Informationen im Netz finden – Bundesärztekammer
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wissenwaswirkt.org – unabhängige wissenschaftliche Einrichtung für evidenzbasierte Medizin mit deutschsprachigem Blog von Cochrane Deutschland
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MedWatch.de – Aufklärung über fragwürdige Heilversprechen und Desinformation
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DeutschesGesundheitsPortal.de – kompakte Übersichten aktueller Studien
Hinweis zur aktuellen Qualitätssicherung:
Das EbM-Netzwerk und Cochrane Deutschland haben im April 2024 eine gemeinsame Stellungnahme zur geplanten Auflösung des ÄZQ veröffentlicht. Sie warnen darin vor dem Verlust unabhängiger Patienteninformationen und evidenzbasierter Standards.
International
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cochrane.org/de/evidence – internationale Reviews und Metaanalysen zu Arthrose und anderen Gesundheitsthemen
Faktencheck made in Austria: Medizin-Transparent
Medizin-Transparent.at ist eine Plattform der Donau-Universität Krems, die medizinische Behauptungen auf ihre wissenschaftliche Evidenz überprüft. Die Beiträge basieren meist auf Leser:innen-Fragen, sind gut verständlich und methodisch geprüft. 2024 wurde die Plattform erneut zertifiziert – ein echtes Qualitätssiegel.
Typische Fragen, die dort evidenzbasiert beantwortet werden:
– Helfen Weihrauchkapseln bei Arthrose?
– Wie gut wirken Hyaluronsäure-Injektionen?
– Ist Bewegung besser als Ruhigstellung bei Schmerzen?
Austausch & Hilfe: Arthrose Forum Austria
Wer sich mit anderen Betroffenen austauschen möchte, findet im Arthrose Forum Austria eine geschützte, moderierte Umgebung. Die Plattform bietet Informationen, Unterstützung und Selbsthilfe – von Betroffenen für Betroffene.
Mehr dazu: www.arthroseforumaustria.at
EUFEP: (Un)seriöse Gesundheitsinformationen erkennen
Das Europäische Forum für evidenzbasierte Prävention (EUFEP) beschäftigt sich schon länger intensiv mit der Frage, wie Patienten Fake-News erkennen und fundierte Entscheidungen treffen können. Die Konferenz in Niederösterreich bleibt aktuell – denn es geht um nicht weniger als die Qualität unserer Gesundheitsversorgung.
Arthrose und eine Health Literacy: Informiert sein heißt besser leben
Je besser man informiert ist, desto aktiver kann man mitentscheiden – über Behandlung, Alltag und Zukunft. Gesundheitskompetenz ist kein Fremdwort, sondern ein Schlüssel zu mehr Lebensqualität. Und genau dafür gibt es dieses Magazin.
Hinweis: Die hier geteilten Informationen ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Sie sollen helfen, deine Gesundheitskompetenz zu stärken und dich bei der Suche nach fundierten Informationen unterstützen.
Redaktioneller Beitrag von Barbara Egger-Spiess, Gesundheitsjournalistin & Herausgeberin des Arthrose Magazins.
Foto: Adobe Stock
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