Arthroseforschung Australien
Expertenwissen

Arthroseforschung Australien: Experte Prof. David Hunter

Zuletzt aktualisiert am 23. Februar 2021 von tirolturtle

Arthroseforschung Australien: Dazu lohnt es sich einen Blick über den Tellerrand nach Australien zu Prof. David Hunter zu werfen.

Als Arthrose Bloggerin bin ich an der Arthroseforschung weltweit interessiert und informiere ich mich über die unterschiedlichsten Quellen und Kanäle. Die sozialen Medien sind dabei sehr hilfreich.

Über Facebook und Twitter folge ich beispielsweise Professor David Hunter von der Universität Sydney. Er gilt als einer der weltweit führenden Arthrose-Experten.

„Arthrose heißt auf englisch Osteoarthritis oder wird auch mit „wear and tear“ übersetzt.“

Wenn du dich auch für das Thema Arthroseforschung weltweit interessierst, dann solltest du wissen: Im Englischen wird Arthrose mit dem Begriff Osteoarthritis erklärt.

Die Abnutzung der Gelenke wird auch als „wear and tear“ bezeichnet. Verwende also diese Begriffe, wenn du online nach weltweiten Informationen über Arthrose suchst.

Auf meinen Recherchen über Arthrose bin ich auf ein interessantes Interview im australischen Health Report gestoßen. Das Interview hat Dr. Norman Swan mit  Prof. David Hunter im Juli 2017 geführt. Die wichtigsten Passagen bzw. Zitate daraus habe ich versucht so gut wie möglich für dich zu übersetzen.

Für die Richtigkeit der Angaben übernehme ich keine Gewähr. Auch dürfen die im Interview getätigten Aussagen nicht zur eigenständigen Diagnose, Selbstmedikation oder Behandlung herangezogen werden.

Wie immer gilt: Die hier auf meinem Blog geteilten Informationen ersetzen nicht das persönliche Arztgespräch oder die professionelle Behandlung anerkannter Mediziner/Therapeuten, etc.

Arthroseforschung weltweit: Interview mit Prof. David Hunter 

Einer von zehn Australiern leidet an Arthrose. Der Health Report zeigt neueste Erkenntnisse, wie man Arthrose vorbeugen kann, wie unnötige Eingriffe vermieden werden können und wie man damit umgeht.

Dazu wurde Australiens führender Arthrose-Experte David Hunter, Professor für Rheumatologie an der Universität Sydney interviewt. Hier Auszüge aus dem Interview mit dem Health Report:

…Man ist früher davon ausgegangen, dass Arthrose eine degenerative Verschleißkrankheit ist. Im Englischen nennt man Arthrose auch „wear and tear. Heute weiß man aber, dass es ein dynamischer Prozess ist. Es ist nicht nur der Verschleiß. Es ist nicht nur das Alter. Jedes Gelenk hat die Kapazität sich zu reparieren. Doch wird häufig der reparative Prozess von destruktiven Prozessen, wie Verletzungen oder Überbelastung überlagert…

…Bei den Händen gibt es neben Überbelastung auch andere Risikofaktoren. Da spielen die Gene eine wichtige Rolle. Ca. die Hälfte, die Arthrose an den Händen entwickeln bezieht sich auf familiäre Veranlagung. Auch die berufliche Tätigkeit spielt eine Rolle. Es gibt aber auch bestimmte Fettmoleküle, die Arthrose in den Händen und Entzündungen in den Gelenken fördern….

… Es ist auch ein Mythos zu glauben, dass je stärker ein Gelenk bewegt wird, umso eher wird es von Arthrose betroffen sein. Eher ist wahrscheinlich das Gegenteil der Fall…

… Man sagt, dass die Rate an künstlichen Kniegelenken in Australien u.a. auch deshalb hoch ist, weil viele joggen. Das ist definitiv nicht wahr. Bewegung und Laufen minimieren das Arthroserisiko…

… Könnten wir das Risiko von Knieverletzungen komplett eliminieren, könnten wir die Anzahl der Betroffenen mit Kniearthrose um 20 % reduzieren…

… Das größte Risiko Arthrose zu bekommen ist Übergewicht und Fettleibigkeit….

… Für jeden der Arthrose hat, gelten diese drei wichtigsten Regeln: Bewegung (Schwimmen, Radfahren, Tai Chi, Rudern), Gewichtsmanagement und Selbstmanagement…

 

Mit Selbstmanagement meint Prof. David Hunter, dass Betroffene über Arthrose ausführlich Bescheid wissen, wie die Perspektive und Prognose ist, dass man nicht im Rollstuhl endet, dass man aktiv und beweglich bleibt.

Bezüglich Medikamente weist Prof. Hunter auf die durchaus effektiven „anti-inflammatory group of medications“, die aber auch ihre Risiken bergen. Kortison-Infiltrationen können sinnvoll sein, würden aber die Symptome nur für einen bestimmten Zeitraum lindern. Etwa zwei bis vier Wochen. Im Vergleich dazu leiden Betroffene durchschnittlich zwischen 25 bis 27 Jahren an Arthrose.

Das künstliche Gelenk sollte nicht die erste Option sein, die Betroffene in Betracht ziehen. Bei anhaltenden Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Schmerzen in der Nacht und wenn Gewichtsabnahme, konservative Therapien, Übungen, etc. nicht helfen, dann sollte man mit dem Chirurgen ein Gespräch führen ob man ein geeigneter Kandidat sei.

Prof. Hunter bemängelt, dass die Überweisungen zum Chirurgen fünfmal höher seien als Überweisungen zum Physiotherapeuten. Auch würden die Strukturen des australischen Gesundheitssystems dazu führen, dass die Anreize für künstliche Gelenke höher sind als das zur Verfügungstellen geeigneter anderer Strategien.

I think osteoarthritis is completely preventable…

Prof. Hunter glaubt daran, dass Arthrose vermeidbar ist. Es werde Behandlungsformen zur Gelenks-Wiederherstellung und Schmerzreduktion geben. Auch werden Medikamente getestet. Auch in Österreich gibt es bezüglich Medikamente Neuigkeiten. 

Die sogenannten Disease Modifying Osteoarthritis Drugs werden die Regeneration von Knorpelgewerbe unterstützen und zur Schmerzlinderung beitragen. Diese dürften aber erst in einigen Jahren in Australien erhältlich sein, in den USA früher. Das könnten dann Injektionen sein, die Betroffene jährlich ins Gelenk bekommen und die helfen, Knorpelgewerbe zu regenerieren.

Stammzellen sieht Prof. Hunter laut diesem Interview nicht als Lösung, Arthrose zu heilen. Was immer darüber zu hören sei oder publiziert werde. Die Kosten für eine Stammzellentherapie seien anderweitig besser angelegt. Etwa in effektivere Arthrosetherapien.

Unter diesem Link kannst du das Interview im O-Ton nachlesen oder das Audio downloaden und nachhören:

http://www.abc.net.au/radionational/programs/healthreport/everything-you-ever-wanted-to-know-about-osteoarthritis/8664218#transcript

Arthroseforschung weltweit: Tausche dich aus!

In meiner Selbsthilfegruppe Arthrose Forum Austria – Hilfe, Infos, Tipps kannst du dich mit anderen Betroffenen austauschen. Trete jetzt bei und erfahre laufend Tipps und Neuigkeiten zum Selbstmanagement von Arthrose. 

EDIT Oktober 2019:

Hier ein weiterer Artikel, diesmal von der Arthritis New Zealand Organization, über Prof. David Hunter und seinen Aussagen zur Arthrose in Knie und Hüfte.

In diesem Artikel plädiert der weltweit anerkannte Arthrose-Experte dafür, die Begriffe „bone on bone“ und „wear and tear“ nicht mehr zu verwenden.

Betroffene würden diese Begriffe mit einer Verletzlichkeit und Anfälligkeit des Gelenks übersetzen. Das wiederum führe dazu, dass sich Betroffene weniger bewegen, weil sie glauben, dass sie damit ihre Gelenke vor Abnützung schützen.

Auf die Frage „How to manage Osteoarthritis“ antwortet Prof. David Hunter: 

People should focus on weight loss, exercise and physical activity, mood and sleep management, topical medications and heat/cold, walking aids and assistive devices, as well as have a regular review of medications.

“Things that have no place in the management of osteoarthritis are reactive care, glucosamine and chondroitin supplements, opioids, viscosupplementation, repeat injections of glucocorticoids, and arthroscopy.”

 

Zur Person David Hunter:

David Hunter ist Professor of Rheumatology at the University of Sydney and Royal North Shore Hospital und Chairman des medizinischen Forschungszentrums IBJR – Institute of Bone and Joint Research. Prof. David Hunter gilt als weltweit anerkannter Experte für Arthrose. Hier kannst du dich informieren: 

 

Mein Tipp: Lies dazu auch meinen Artikel über die Arthrose Forschung in Österreich mit Interview mit Prof. Dr. Stefan Tögel, der an der MedUni Wien zum Thema Galektine forscht.

Hinweis: Die hier geteilten Informationen sollen zur Stärkung der persönlichen Gesundheitskompetenz beitragen, ersetzen aber in keinem Fall die ärztliche Diagnose, Beratung und Behandlung.

Foto/Grafik: Barbara Egger-Spiess

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